Aus der Einleitung der Hg.:

Ausgehend von der in Standardlehrbüchern der Volkswirtschaftslehre üblichen Einführung von Modellen als vereinfachter Abbildung der Realität stellt Steffen W. Groß in seinem Beitrag die grundsätzliche Frage nach dem Wesen von Modellen sowie zum Modellbildungsprozess. Dazu wird eine Brücke zur Theorie der modernen bildenden Kunst geschlagen, wie sie ab dem Ende des 19. Jahrhunderts von Konrad Fiedler und Adolf von Hildebrandt inauguriert und im frühen 20. Jahrhundert insbesondere von Wassily Kandinsky und Paul Klee weiterentwickelt wurde. Vor allem die These Klees, wonach (moderne) Kunst nicht einfach Sichtbares abbildet, sondern überhaupt erst sichtbar macht, hat für Groß’ Argumentation zentrale Bedeutung. Bei näherer Betrachtung zeigt sich alsbald, dass Künstler und Wissenschaftler (in diesem Falle Ökonomen) in der Zielsetzung und den Methoden ihres Arbeitens einander näher stehen, als dies gemeinhin angenommen wird. Beiden ist eine durchdringende Anschauungskraft eigen, die sie in geistig-sinnlich wahrnehmbare Gebilde mit symbolischer Funktion überführen. Ökonomisches Denken erweist sich als eine besondere Form bildnerischen Denkens.