Carsten Herrmann-Pillath
28 Seiten · 4,24 EUR
(17. Juni 2016)
Aus der Einleitung:
Die Wirtschaftswissenschaft erfährt derzeit einen grundlegenden Wandel: Sie wird mehr und mehr zu einer Naturwissenschaft. Das bedeutet, es werden Experimente durchgeführt, es gibt Laboratorien, und es werden zunehmend naturwissenschaftliche Erkenntnisse genutzt, vor allem aus den Neurowissenschaften, dem Thema dieses Beitrages. Diesen Prozess nenne ich Naturalisierung der Wirtschaftswissenschaft. Es stellt sich die Frage, was eigentlich der Ausgangspunkt dieses Prozesses war. Wenn man die altehrwürdige Dualität von Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft akzeptierte, dann müsste die Wirtschaftswissenschaft also im Ausgangszustand als Geisteswissenschaft qualifiziert werden: Tertium non datur. Welche Beziehung besteht aber zwischen Natur und Geist? Was macht diese Bewegung aus? Und was ist eigentlich die 'Natur' der Wirtschaftswissenschaft? Antworten auf diese Fragen, so werden wir sehen, kommen nicht ohne Hegel aus. Bei Hegel finden wir die Lösungen. Ein konkreter Ansatz in der Naturalisierung der Wirtschaftswissenschaft ist Glimchers (2011) Versuch, die ökonomische Kategorie des Nutzens neurophysiologisch zu fundieren. Dabei verwendet Glimcher eine moderne Version des Nutzenbegriffs, der in der Theorie des Erwartungsnutzens fundiert, und der auch in der modernen Spieltheorie Anwendung findet.
geb. 1959, ist Professor und Permanent Fellow am Max Weber Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt. Seine interdisziplinäre Forschung reicht von Methodenfragen der Wirtschaftswissenschaften über Institutionentheorie zu internationaler Wirtschaft und China-Forschung, wobei er sich stets um eine philosophische Synthese bemüht.
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