"Der Kapitalismus verspricht bessere Lebensbedingungen. Doch unter dem Narrativ des permanenten Fortschritts und Wachstums vereinnahmt der Kapitalismus alles. Seine Erzählung lebt von der Ausbeutung von Mensch und Natur. Dennoch bildet nach Marx und Arendt die historisch wachsende Organisation der Arbeitskraft einen Kernfaktor für die Entwicklung des Selbstbewusstseins. Durch die kapitalistische Ausbeutung der Arbeit verschwindet das Subjekt in diesen Verhältnissen. Die Digitalisierung der Arbeit ist die entscheidende aktuelle Veränderung innerhalb der kapitalistischen Organisation der Arbeitskraft. Sie ermöglicht neue und mächtigere Formen der Ausbeutung von Menschen. Ich werde die Geschichte der Digitalisierung der Arbeit anders erzählen. Die neuen Praxisräume mit und in einem digitalisierten Arbeitsraum können durch neue Verflechtungen neue Wege der Subjektivierung bieten. Zu diesem Zweck greife ich zwei ähnliche Geschichten auf: Die Zusammenarbeit von Menschen und Tauben (Haraway) und beim Handel mit Pilzen (Tsing). Solche Geschichten erfordern eine kritische Reflexion der Herrschaftsverhältnisse (Adorno). Die in jeder kollaborativen Existenz verwobenen Verhältnisse entscheiden darüber, ob Veränderung in Ausbeutung eingebunden bleibt oder ob Formen der Arbeit möglich sind, die eine leibliche Subjektivierung des Gewordenseins ermöglichen. Dann verspricht Arbeit zwar keine Welt ohne Mangel, aber zumindest eine lebendige Welt überhaupt."