Aus der Einleitung:

Grundlegende Weltanschauungen prägen das Denken und Handeln unserer Gesellschaften. Zugleich liegen diese oft im Verborgenen und stellen damit unbewusste Barrieren dar, um neue Denk- und Handlungsansätze zu fördern. Zur Entwicklung einer vorsorgenden Wirtschaft, die einen fundamentalen Wandel gegenüber der heutigen Ökonomie impliziert, ist es daher hilfreich, die zugrunde liegenden verborgenen, voranalytischen Visionen und Weltbilder mit ihren Kerninhalten aufzudecken, um auf dieser Basis gemeinsame Visionen für ein nachhaltiges, vorsorgendes Wirtschaften entwickeln zu können. Hierauf weisen insbesondere Vertreter der Ökologischen Ökonomie etwa seit den 1980er Jahren verstärkt hin. So befassen sich besonders deren frühe Arbeiten mit Darstellungen des voranalytischen Verständnisses der Systemzusammenhänge zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialem sowie mit grundlegenden Weltbildern, die menschliches Denken und Handeln im Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen über große Zeitspannen hinweg maßgeblich prägen. Hiermit lässt sich der Blick auf das Ganze öffnen bzw. im Gegenzug erklären, wodurch der Blick für eine "Große Transformation" zur Nachhaltigkeit verstellt wird, wie sie der Wissenschaftliche Beirat für globale Umweltveränderungen in seinem Hauptgutachten 2011 tituliert.

Hier setzt der vorliegende Beitrag an. Er soll damit auch dazu beitragen, das Konzept des Vorsorgenden Wirtschaftens in dem theoretischen Diskurs zu verorten, der um das Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung geführt wird, dessen Umsetzung nicht zuletzt vor dem Hintergrund wachsender Weltbevölkerungszahlen die zentrale gesellschaftliche Herausforderung für das 21. Jahrhundert darstellt. Komplementär zu den Beiträgen von Jochimsen und Knobloch (i.d.Bd.) beleuchtet die vorliegende Arbeit die theoretische Basis für den Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen bzw. die ökologische Dimension des Wirtschaftens. Hierzu zeigt sie auf, welche fundamentalen Erklärungsbeiträge aus dem Bereich der Ökologischen Ökonomie für den Weg in eine nachhaltige Ökonomie gewonnen werden können, wo diese wiederum auch noch Grenzen erkennen lassen (2) und welche ergänzenden, vermittelnden Beiträge sich darüber hinaus im Konzept des Vorsorgenden Wirtschaftens finden (3).

Zusammenfassend werden auf dieser Basis ein Zwischenfazit zur Bedeutung der Beiträge aus dem Vorsorgenden Wirtschaften gezogen und Forschungs- und Entwicklungsperspektiven avisiert (4). Dieses erfolgt durch die spezifische Brille einer Nichtökonomin, genauer einer Raum- und Umwelt- bzw. Landschaftsplanerin. Damit möge einerseits eine für Ökonom/-innen möglicherweise in einigen Bereichen stark vereinfachte oder evtl. auch andere Sichtweise erklärt sein. Andererseits können auf diese Art aber zugleich Bezüge zum planerischen Nachhaltigkeitsverständnis und zu (potenziellen) naturschutzfachlichen bzw. landschaftsplanerischen Aufgabenfeldern hergestellt werden, die Hofmeister und Mölders an anderer Stelle in diesem Band ausführlich diskutieren.