Aus der Einleitung

Nach der Regierungserklärung von Bundeskanzler Scholz vom Februar 2022 als Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wird der Begriff „Zeitenwende“ oft mit 100 Mrd. € Sondervermögen im Haushalt 2022 und mehr als 2 % des Bruttosozialprodukts für Rüstungsausgaben gleichgesetzt. (…) Es stellt sich aber im Kontext dieses Buches die Frage, inwieweit die energie- und klimapolitischen Folgen des Krieges in der Ukraine und die daraus resultierende globale Energieversorgungs- und -preiskrise auch eine „Zeitenwende“ für den für „Normalbedingungen“ konzipierten Koalitionsvertrag eingeleitet haben und eine grundlegende Richtungsänderung der Energie- und Klimapolitik notwendig machen. (…) Dieser Zwischenruf beschränkt sich angesichts der Komplexität dieser Thematik auf drei Thesen, die auch für die kommunale Wärmewende bedeutsam sind und deren Diskussion zur Klärung der Angemessenheit der politischen Reaktionen beitragen soll: 1. Noch nie wurden die geostrategischen, wirtschaftlichen und sozialen Risiken eines fossil basierten Energiesystems so drastisch für die gesamte Gesellschaft sichtbar und spürbar wie zurzeit. Selbst wenn es keinen Klimanotstand gäbe, sollte aus Gründen der Konflikt- und Risikominimierung der Ausstieg aus dem fossilen Energiesystem beschleunigt werden. 2. Mit einer strategisch ausgerichteten, sozialen Energiesparkampagne, die sowohl Wärme- als auch Stromsparen adressiert, sind schnellere, kostengünstigere und risikofreiere Effekte für mehr Energiesouveränität erreichbar als mit einem „Streckbetrieb“ der noch am Netz befindlichen drei Atomkraftwerke. 3. Es sollte der „doppelte Booster“ – mehr Klimaschutz und gleichzeitig mehr Energiesouveränität – in den Mittelpunkt von Kommunikationskampagnen und Maßnahmenpaketen gestellt werden.