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Am Anfang war der Mensch

Die Entmenschlichung der ökonomischen Theorie und ihre dramatischen Folgen

181 Seiten ·  19,80 EUR (inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-7316-1142-4 (July 2015) )

 

Dieses Buch begibt sich auf eine Spurensuche. Es geht um den Menschen als lebendiges, denkendes und zu autonomem Handeln fähiges Wesen und um die Spuren, die er in den abstrakten Modellwelten des ökonomisch-theoretischen Mainstreams hinterlassen hat.

Die vielbeschworene "Krise der ökonomischen Theorie", die mit dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise des Jahres 2008 und der folgenden Jahre offenbar wurde, verlangt nach einer grundlegenden Neubesinnung: Was sind die fundamentalen, unverrückbaren Grundlagen, auf denen die Volkswirtschaftslehre fußt, oder besser gesagt, fußen sollte? Lernen lässt sich zunächst durch einen Blick auf die tiefen Einsichten, die bedeutende Ökonomen früherer Generationen über das Wesen und die Handlungsweise des Menschen gewonnen haben.

Der Autor vertritt die These, dass vor allem ein falsches, oder doch zumindest ein übertrieben eindimensional reduziertes Menschenbild für den heutigen krisenhaften Zustand der Disziplin verantwortlich zu machen ist. Dies war jedoch nicht immer so, und es muss auch nicht so bleiben. Nur durch eine Besinnung auf die philosophischen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre - und dabei insbesondere auf das Konzept der Intentionalität - kann erreicht werden, dass die ökonomische Theorie wieder zu dem wird, was sie sein sollte und was sie einst war: Eine Wissenschaft vom Menschen, der auch in der ökonomischen Sphäre immer als ganzer Mensch in Erscheinung tritt. Dazu ist es allerdings notwendig, dass der Mensch in seiner Gesamtheit wieder ernst genommen wird. Der Mensch handelt immer als Ganzes, so lautet die zentrale Botschaft des Buches. Alle Versuche, menschliche Handlungen auf einige wenige und vorhersehbare Parameter zu reduzieren, müssen daher in die Irre gehen und können in letzter Konsequenz erheblichen Schaden anrichten.

Ethica. 24 (2016) 4, 372 - 373 ()

"Der Autor kritisiert eine der zentralen Auswahlentscheidungen über die Eigenschaften von Menschen, die bei der in der Volkswirtschaft üblichen Modellbildung getroffen werden: "Die ökonomische Theorie gleicht über weite Strecken einer menschenleeren Wüste, die von einer Heerschar künstlich gezüchteter Retortenwesen bevölkert wird" (S. 14). Ein solches Kunstwesen, bekannt als "homo oeconomicus" (S. 22), ist ein sehr vereinfachtes Modell eines Menschen, es ist "in allererster Linie daran interessiert, aus allen seinen Handlungen den größtmöglichen Nutzen (für sich selbst) zu ziehen" (S. 22). Dieses sehr einseitig vereinfachte Modell eines Menschen handelt stets rational, vorausschauend und "unter Ausnutzung aller vorhandenen bzw. zugänglichen Informationen" (S. 22).

Wer Menschen so modelliert, kann ihr Verhalten besonders einfach mathematisch kalkulieren und damit volkswirtschaftliche Theorien konstruieren. Solange das ein Gedankenspiel, eine reine Theoriebildung bleibt, interessiert es nur die Volkswirte. Aber: "Die Vertreibung des Menschen als lebendiges Wesen aus den Modellwelten der Ökonomie hat dramatische Folgen" (S. 16) - wenn und weil "die Aussagen und Botschaften derartiger 'entmenschlichter' Modelle zu Aussagen über das tatsächliche Funktionieren realer Wirtschaftssysteme umgemünzt werden" (S. 16). Die politische Praxis, die sich auf solche (insbesondere neoliberale) volkswirtschaftliche Theorie stützt, hat unter anderem in die globale Finanzkrise seit 2008 geführt.

Was tun? Die volkswirtschaftlichen Modelle sollen wieder mehr von realen Menschen ausgehen! Der Autor geht zurück auf Gründerväter der Ökonomie wie John Maynard Keynes, Joseph Alois Schumpeter, Walter Adolf Jöhr und Adam Smith, um das "wieder" zu belegen und begründet seine These, dass der Ansatz von John R. Searle, "der vom zentralen Begriff der Intentionalität ausgeht" (S. 17) zur Vermenschlichung der Volkswirtschaft beitragen kann.



PS -Die linke Zürcher Zeitung, November 2015 ()

"Ein vergleichsweise braver Essay, aber mit sympathischem Blick aufs Ganze, ist die Schrift von Joachim Güntzel, der nach dem Menschenbild des Neoliberalismus fragt und es an dem klassischer Wirtschaftstheoretiker wie Adam Smith oder Keynes misst. Beide kommen klar besser weg, obwohl sich die Marktgläubigen gern auf Smith berufen. Doch bei ihm sei es noch um das reale Leben gegangen, nicht nur um einen berechenbaren Homo oeconomicus. "Bei Hayek und bei Marx könnte man davon sprechen, dass sie den Menschen primär als politisches Wesen betrachteten, das sowohl zu Unterdrückung und Ausbeutung als auch zu unbändigem Freiheitswillen fähig ist." So unterschiedlich deren Positionen: Sie waren weit weg vom heutigen Ökonomik-Mainstream mit seiner "ernüchternden Farblosigkeit". Aber den Autor besorgen vor allem die Folgen der mit blutleeren Retortenwesen operierenden Theorie. Zwischentitel: "Warum falsche Modelle zu echten Krisen führen." Alan Greenspan, der ehemalige US-Zentralbankchef, gestand nach 2008/2009 wenigstens ein, dass seine jahrzehntelang verwendeten Landkarten nicht mit dem bewohnten Gelände übereinstimmen. Güntzel, der als Professor von der angewandten Wirtschaftsforschung zur Beschäftigung mit philosophischen Grundlagen gewechselt hat, sieht ohne andere Menschenbilder keine Auswege aus der Wagenburg, in der sich seine Zunft zunehmend - je stärker die Angriffe werden - verschanze."


the author
Prof. Dr. Joachim Güntzel
Joachim Güntzel geb. 1961, ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Ravensburg. Er verfügt über langjährige Erfahrungen in der angewandten Wirtschaftsforschung und in der Praxis eines Bundesministeriums. Er lehrt überdies an der Hochschule Ravensburg-Weingarten und forscht bevorzugt auf dem Gebiet der philosophischen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre. [weitere Titel]
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    PS -Die linke Zürcher Zeitung, November 2015 mehr...
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