Michael von Hauff
23 Seiten · 3,43 EUR
(
June 09, 2006
)
Aus der Einleitung:
Der vorliegende Beitrag richtet sich nicht pauschal gegen eine quantitative Analyse von Terrorismus. Gerade im Zusammenhang mit der quantitativen Einordnung müssen wichtige Fragen, die auch einer Ursachenanalyse dienlich sein können, diskutiert werden. Dies könnte beispielsweise die Ausmaße bzw. Auswirkungen von terroristischen Anschlägen sein. Dennoch sollte grundsätzlich vermieden werden, die quantitative Entwicklung von Terrorismus zum Erfolgs- bzw. Misserfolgsindikator zu degradieren.
Daher stellt sich in diesem Beitrag die Frage, wo eine Ursachenanalyse des Terrorismus aus ökonomischer Perspektive ansetzen kann. In der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung bzw. Literatur findet das Thema des Terrorismus – so auch in anderen wissenschaftlichen Disziplinen wie z.B. der Politikwissenschaft, der Soziologie und Psychologie – schon längere Zeit Beachtung. Augenfällig ist jedoch, dass das Thema bisher vor allem in der wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion der USA dominiert.
Während die theoretische Analyse des Terrorismus auch in den vergangenen Jahren wegen der Zunahme terroristischer Anschläge noch an Bedeutung gewonnen hat, kam es zu einer beachtlichen Zahl von Beiträgen zu den ökonomischen Folgen des Terrorismus für einzelne Branchen wie z.B. den Tourismus, zu gesamtwirtschaftlichen Effekten der einzelnen Industrie- und Entwicklungsländer, aber auch zu den globalen wirtschaftlichen Auswirkungen. Betrachtet man die wirtschaftswissenschaftliche Literatur zu den Ursachen des Terrorismus, so ist zunächst festzustellen, dass sich die Literatur dem Thema aus unterschiedlicher Perspektive nähert. ...
In zunehmendem Maße wird auch der Zusammenhang zwischen Religion und Terrorismus analysiert. So stellt beispielsweise Hoffman fest, dass das religiöse „Gebot“ terroristisch zu handeln die wichtigste Besonderheit des aktuellen Terrorismus darstellt. Diese Differenzierungen sind notwendig, um Rückschlüsse über die Motive des Terrorismus ableiten zu können. Eine wichtige Erkenntnis aus dieser Differenzierung ist, dass Terrorgruppen bzw. -organisationen unterschiedliche Hintergründe und Motive haben. Dennoch sind die Ziele, die Vorgehensweisen und die Strategien, aber auch die Erfolgskriterien sehr ähnlich oder sogar identisch. Für Empfehlungen hinsichtlich einer Verringerung der Konfliktpotenziale zwischen Westlicher und Islamischer Welt reicht es jedoch nicht aus, sich auf die Analyse von Zielen, Strategien und Erfolgskriterien zu beschränken, wie das in einigen wirtschaftswissenschaftlichen Beiträgen zur Begründung des Terrorismus der Fall ist.
In diesem Beitrag werden daher sowohl die Motive als auch die Ziele, Strategien und Erfolgskriterien berücksichtigt. Im folgenden Abschnitt werden zunächst die ökonomischen Motive der relevanten Terrorismusorganisationen dargestellt. Anschließend geht es dann um die ökonomische Begründung terroristischer Aktivitäten. Die wichtigsten Erkenntnisse dieses Beitrages werden in dem Abschnitt Schlussfolgerungen noch einmal zusammengeführt.
seit 1991 Professor für Volkswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Entwicklungsökonomie und Umweltökonomie an der TU Kaiserslautern. Er war Gastprofessor in Indien, Singapur und Myanmar. Weiterhin ist er Mitglied in verschiedenen nationalen und internationalen Organisationen wie der European Academy of Sciences and Arts. Seine wichtigsten Forschungsgebiete sind Nachhaltigkeitsökonomie und Entwicklungsökonomie.
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