Der erste Band in der Neuen Folge der Reihe
"Die Gesellschaft", der sich einem Thema
zuwendet, das in der von Martin Buber herausgegebenen
Reihe nicht behandelt wurde,
befasst sich mit dem Begriff der "Entwicklung".
Nachhaltige Entwicklung, dauerhafte
Entwicklung, Entwicklungshilfe, Entwicklungszusammenarbeit:
in diesem Begriff
bricht sich die vielschichtige Problematik
der heutigen globalisierten Welt. Entwicklung
verheißt Fortschritt, aber Fortschritt
kann heute nur Bestand haben, wenn er die
ökologischen und sozialen Grenzen jetzt und
für zukünftige Generationen beachtet. Entwicklungshilfe
verheißt Unterstützung der
armen durch die reichen Länder - aber deren
Lebensmodell kann kein Vorbild mehr für die
ganze Erde sein. Worin also besteht Entwicklung
im Spannungsverhältnis zwischen arm
und reich? Imfeld zeigt in seiner Geschichte
des Entwicklungsbegriffs des 20. Jahrhunderts,
wie diese verschiedenen Aspekte und
Perspektiven miteinander verwoben sind und
sich einander bedingen.
Afrika-bulletin, Febr./März 2010
"Al Imfeld stellt die gängige Auffassung von "Entwicklung" in Frage, und damit auch die "Entwicklungshilfe". LeserInnen des "Afrika-Bulletins" erinnern sich an seine Ausführungen, die unter dem Titel "Afrika ist traumatisiert" Anfang 2009 erschienen. Eine Sammlung verschiedener Beiträge liegt nun unter dem Titel "Die Entwicklung" vor. Wiederum kratzt Al Imfeld an liebgewonnenen Vorstellungen: Er stellt die auf quantitatives Wachstum ausgerichtete Hilfe in Frage, setzt sich mit der Idealvorstellung der nachhaltigen Entwicklung auseinander und legt 35 entwicklungspolitische Leitlinien vor. Tenor: Alles was Menschenwürde und Demokratie einschränkt, kann nicht Teil eines entwicklungspolitischen Planes sein. Mehrheitsentscheide sind problematisch, Konsenslösungen sind zu suchen. Eine anregende, durchasus lesenswerte Publikation."
Zeitschrift für Politikwissenschaft HR 4.44, 16.12.2008
Imfeld ist Weltbürger und Journalist, er arbeitete mit Martin Luther King zusammen, war als Sonderkorrespondent in Vietnam tätig und lebt heute in Zürich. In diesem Buch behandelt er das Thema Entwicklung in seinen verschiedenen Facetten. Unter
dem Überbegriff "ökonomisch" charakterisiert er Entwicklung zunächst als ein vertracktes Phänomen, das lange Zeit einseitig behandelt worden sei. Selbst der Begriff der Armut ist seiner Ansicht nach so angelegt, dass er nur ökonomische Daten erfasst. Imfeld reflektiert die ungerechte Distribution des Wohlstandes in
Entwicklungsländern und Industrienationen. Er betont, dass es auch in armen Ländern reiche Schichten gebe und verweist umgekehrt auf die ungerechte Wohlstandsverteilung in den Industrieländern. Er kritisiert, dass diese fortbestehe,
ohne dass von Unterentwicklung geredet werde. Den einzigen Unterschied zwischen Entwicklungsländern und Industrienationen sieht er darin, dass die meisten reichen Länder über ein staatliches Sozialsystem verfügten, das sie den jeweiligen
Verhältnissen anpassten, um die Armen vor der totalen Verarmung zu bewahren. Des Weiteren reflektiert Imfeld über das Glück. Er spannt dabei einen großen Bogen, der von den Glücksvorstellungen der Buddhisten über die der sozialistischen
Arbeiterklasse bis hin zur spezifischen Befindlichkeit potenzieller Terroristen reicht. Für ihn besteht ein tiefer Zusammenhang zwischen Glück und Entwicklung, wobei
die Entwicklungshilfe einen Transfer von Glück darstelle, der aber scheitere, da die Glücksbegriffe des Nordens und des Südens sehr weit auseinander lägen. Insgesamt gesehen entwickelt Imfeld seine Argumentationslinien nur sehr bruchstückhaft und ohne begriffliche Trennschärfe. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Problemen der Welt wird so leider
vermieden. Der Band ist als eine Sammelklage an den Mechanismen der internationalen Gemeinschaft zu verstehen, wobei der Schwerpunkt auf den Nord-Süd-Beziehungen liegt.
Al Imfeld Al Imfeld kam 1935 als ältester Sohn von 13
Kindern einer katholischen Bergbauernfamilie
im Luzerner Hinterland zur Welt. Er studierte
Theologie, Philosophie, Journalistik,
Entwicklungssoziologie und Agrarwissenschaft.
Als Priester, Journalist, Entwicklungsexperte
und Geschichtenerzähler bereiste
er die Welt. Dabei begegnete er Persönlichkeiten
wie Martin Luther King, Nelson Mandela
und Ho Chi Minh. Nach seinen Reisen
kehrte er anfang der siebziger Jahre als
Vermittler zwischen Welten, Kulturen, Religionen,
Denkweisen und Lebensstilen in die
Schweiz zurück. Heute lebt er als freischaffender
Journalist und Schriftsteller in Zürich.
Nebst zahlreichen Auszeichnungen erhielt Al
Imfeld 1990 den Europäischen Journalistenpreis
und 2005 den Literaturpreis des Kanton
Zürich.