Ellen Key, Judith Buber-Agassi
"Die Gesellschaft Neue Folge" · Band 5
360
Seiten ·
26,00 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN
978-3-89518-694-3
(March 21, 2013)
)
Band 5 der Neuen Folge der Reihe "Die Gesellschaft" kommentiert ein Thema, dem in der von Martin Buber herausgegebenen Reihe ein Doppelband gewidmet war: Die Frauenbewegung. Ellen Key, die sich in Schweden seit den 1870er Jahren entschieden für Frauen- und Arbeiterrechte eingesetzt hat, war bei Frauenrechtlerinnen in Deutschland durchaus umstritten. Im vorliegenden Band möchte Ellen Key keine Geschichte der Frauenbewegung vorlegen, sondern die seelischen Beweggründe und Folgen des Feminismus beschreiben, der, so Key im Vorwort, "doch überall dieselben Ursachen gehabt hat, dieselbe Hauptrichtung einschlagen und - früher oder später - dieselben Wirkungen haben muss."
Judith Buber-Agassi geht in ihrem Kommentar auf die Schrift von Ellen Key ein, verortet sie in der Entstehungsgeschichte der Frauenbewegung und beschreibt deren Entwicklung aus ihrer Perspektive.
"In diesem Buch wird die Frauenbewegung auf eine außergewöhnliche Art und Weise aufgeschlüsselt. Es kommt zu einer Konfrontation zweier Texte, einem aus dem Jahr 1909 und einem Weiteren, der zu wesentlich späterer Zeit dieses Thema aufarbeitet. Das Buch beginnt mit dem älteren Text. Durch die Aufmachung dieser Seiten wirkt es, als sei der Text noch mit einer Schreibmaschine geschrieben worden und die verschnörkelten Schriftzüge verleihen ihm einen historischen Charme. Die Autorin, Ellen Key, behandelt das Frauenbild verschiedener Völker und stellt den Bezug von Frauen zu Kirche, Religion, Natur und Männern dar. Der geschichtliche Überblick fällt eher knapp aus, dabei werden Minnesänger, die Französische Revolution und der Weg der Frauen in die Erwerbstätigkeit geschildert. Es erfolgt eine Differenzierung der Frauenbewegungen in den einzelnen sozialen Schichten sowie eine Betrachtung des psychischen Drucks dem zum Einem erwerbstätige Mütter und zum Anderem Frauen ausgesetzt sind, die für einen Hungerlohn über zehn Stunden täglich arbeiten.
Es geht um Mütter, Töchter und die Ehe. Key umreißt die Ziele der Frauenbewegung und scheut sich auch nicht Bereiche zu zeigen, in denen es Veränderungen bedarf oder die Entwicklung gänzlich versagt blieb. Sie ist Zeitzeugin und schildert die Ereignisse aus ihrer Sicht und untermalt den Text mit ihrer Meinung. Aus diesem Grund ist die Darstellung eher einseitig. Das kritisiert auch die zweite Autorin, die in diesem Buch vertreten ist. Judith Buber-Agassis Teil beginnt mit einer Zusammenfassung des ersten Textes und einer harten Kritik. Teilweise stellt sie sogar die Glaubwürdigkeit mancher Aussagen Keys in Frage. Ihre Stellungnahme wirkt sehr bissig und es folgt eine gut gegliederte Darstellung der Geschichte der Frauenbewegung in den USA, Großbritannien, Deutschland und Schweden nach aktuellen wissenschaftlichen Standards. Sie nimmt die Themen noch einmal auf, die ihrer Meinung nach bereits durch Key hätten abgearbeitet werden sollen. Anschließend widmet sie sich der Ideologie der klassischen und neuen Frauenbewegung und rundet das Buch durch einen Blick in die Gegenwart gut ab. Besonders auffällig sind die großen Unterschiede der beiden Texte, die eigentlich dasselbe Thema behandeln. Nicht nur inhaltlich und bei der Fokussierung ist eine Kluft zu finden, auch der Aufbau der Arbeiten sowie die Sprache unterscheiden sich enorm. Das weit auseinander liegende Verfassungsdatum darf jedoch bei einer Kritik und einem Vergleich nicht außer Acht gelassen werden.