Stark erweiterte und überarbeitete Fassung von "Eigentumstheorie des Wirtschaftens versus Wirtschaftstheorie ohne Eigentum. Ergänzungsband zur Neuauflage von "Eigentum, Zins und Geld", erschienen April 2002
2. durchgesehene Auflage Dezember 2008
274 Seiten
22,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-89518-717-9
(Dezember 2005)
Sach- und Personenregister
Knapp ein Jahrzehnt nach der Erstausgabe ihres Buches Eigentum, Zins und Geld (1996, 6. Auflage Metropolis 2009) haben die beiden Autoren die Eigentumstheorie von Zins und Geld neu geschrieben. Die Weiterführung des Ansatzes wird in gebotener Prägnanz und Kürze pointiert als Eigentumsökonomik vorgenommen und ersetzt den 2002 erschienenen, nicht mehr aktuellen Ergänzungsband zur Neuauflage des Buches von 1996. Dabei werden die Debatten seit der Erstausgabe, die neben zahlreichen Einzelkritiken und Fortentwicklungen bereits zu zwei Sammelbänden geführt haben, bis in die jüngste Zeit ausführlich berücksichtigt.
I Besitz und Eigentum
Güternutzung versus Wirtschaften
II Die Blindheit der großen ökonomischen Schulen vor dem Eigentum
III Der ökonomische Kern der Eigentumsverfassung
Zins, Geld und Vermögen
IV Der Markt als Institution der Eigentumswirtschaft
V Was hält die Eigentumswirtschaft zusammen?
Probleme der Transformations- und Entwicklungsländer
Literatur
Auseinandersetzungen mit "Eigentum, Zins und Geld" (1996-2005)
Personen- und Sachregister
"Nach ihrem großen Werk 'Eigentum, Zins und Geld. Ungelöste Rätsel der Wirtschaftswissenschaft', einem 'Jahrhundertbuch', präsentieren die Autoren mit dem vorliegenden Band eine eigentumstheoretische Erweiterung ihres Ansatzes, dessen Präzisierung und Vertiefung. Die Begründung für diese Arbeit ergibt sich unmittelbar aus dem Forschungsplan der Autoren. Sie ist getragen vor allem von der Absicht, den in den bisherigen Veröffentlichungen verfolgten volkswirtschaftstheoretischen Ansatz zu einem umfassenden gesellschaftstheoretischen Erklärungskonzept weiter zu entwickeln.
Die übergreifende forschungsleitende Frage, die es in diesem Zusammenhang zu beantworten gilt, ist die nach dem Verlust, welcher durch den Zins ausgeglichen werden soll. Diese Frage ist gleichbedeutend mit der Begründung eines positiven Zinssatzes. Die Antwort, die Heinsohn und Steiger hierauf geben, unterscheidet sich grundlegend von allen bisher vorgelegten Zinstheorien: Sie akzeptiert weder einen temporären Profitverlust (klassische politische Ökonomie) noch einen temporären Konsumverlust (Neoklassik), noch einen temporären Verlust an Liquidität (Keynesianismus) als Erklärung für den Zins. Vielmehr entsteht dieser ,aus dem temporären Verlust der Verfügung über Eigentum bei der kreditären Schaffung von Geld' (S. 9). Zur Verdeutlichung dieses 'zinsbegründenden Verlustes', welcher 'aus der Aufgabe eines immateriellen Ertrages von Eigentum' resultieren soll, bedienen sich die Autoren bezeichnenderweise des begrifflichen Konstrukts der Eigentumsprämie. Diese Begriffswahl sagt zugleich etwas über die Herkunft der Autoren aus: Sie kommen aus dem Lager der Keynesianer.
Fundamental für das Verständnis dieses Erklärungsansatzes ist die Unterscheidung a) zwischen Eigentum und Besitz, b) zwischen Wirtschaften und Produzieren und c) zwischen 'Geldschaffungszins' und 'Leihzins'. Geld entsteht durch die Belastung von Vermögen als 'anonymisierter Anspruch auf Eigentumstitel' eines Gläubigers auf dem Wege eines Kreditkontrakts. Es ist daher untrennbar mit Kredit und Zins verbunden, weshalb die theoretische Beschäftigung mit ihm immer alle drei Begriffe einschließt. Die Konsequenzen sind so einfach wie schlagend: Nur 'Eigentumsgesellschaften' kennen so etwas wie 'Wirtschaft'. Und nur hier gibt es 'Geld, Kredit und Zins'. Alle anderen Ordnungen fußen lediglich auf Besitzverhältnissen, betreiben Reproduktion (statt Wirtschaft) und funktionieren auf der Basis von Befehlsgewalt und politischer Herrschaft. Dies gilt für feudale Gesellschaften, namentlich aber auch für den Kommunismus, worunter hier auch der Staatssozialismus gefaßt wird. ...
Die Radikalität des hier vorgestellten Ansatzes hat zwangsläufig die Vereinsamung ihrer Vertreter zur Folge. Und dies nicht nur in der aktuellen Debatte, sondern auch im theoriehistorischen Kontext. So sehen sie einzig in dem schottischen Merkantilisten James Steuart (1712-1780) einen Verbündeten. Alle anderen Theoretiker sind in ihren Augen gescheitert, weil sie das Wirtschaften, insbesondere aber Zins und Geld, ohne Eigentum zu erklären versuchten. Und auch die gegenwärtige Diskussion gleicht einem 'Krieg' Heinsohns und Steigers gegen alle bzw. aller gegen Heinsohn und Steiger, worüber die zahlreichen Zitate und Fußnoten im Buch Aufschluß geben. Damit der Leser diesen Aspekt auch gebührend würdigen kann, ist dem Text ein 18 seitiges Debattenverzeichnis beigefügt worden. Hierin sind alle Quellen der 'Kritik und Weiterentwicklung' des zehnjährigen Meinungsstreits zwischen 1996 und 2005 aufgeführt. Eine bemerkenswerte Auflistung! Schon ein oberflächlicher Blick auf einige der hier genannten Namen und Quellen läßt erkennen, wie umstritten der von Heinsohn und Steiger vertretene Ansatz ist. Es wird aber auch deutlich, daß er unbedingt ernst zu nehmen ist und bei der Beschäftigung mit Fragen des Eigentums und des Geldes nicht ignoriert werden kann. Dies gilt insbesondere auch für aktuelle wirtschaftspolitische Debatten, z.B. über Privatisierung und öffentliches Eigentum oder über Geld, Zentralbank und Zinspolitik."
" 'Eine Wirtschaftstheorie, die diesen Namen verdient, fehlt', schreiben Gunnar Heinsohn und Otto Steiger (H&S) in ihrem neuen Buch Eigentumsökonomik (S.18). Ihrer Meinung nach ist es bisher keinem ihrer Fachkollegen gelungen, den Kern des eigenen Fachgebietes theoretisch zu durchdringen und eine Erklärung des Wirtschaftens vorzulegen. Erst die Theorie der Eigentumsökonomik zeige auf, woraus 'das Wirtschaften erst erwachsen kann' (S. 87). Sie mache den Charakter der Wirtschaft 'als gesellschaftliches Geflecht von gegenseitigen monetären Verpflichtungen' (155) deutlich und liefere damit den bislang fehlenden Schlüssel zum Verständnis der Wirtschaft.
Solche Thesen fordern geradezu dazu heraus, sie als vermessen abzutun. Die Theorie von H&S jedoch, die sie in erster Fassung 1996 in ihrem Buch 'Eigentum, Zins und Geld' dargelegt haben, wird im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank mittlerweile als eine der fünf wichtigsten existierenden Gelderklärungen gewürdigt - gemeinsam mit denen von Aristoteles, Adam Smith, Bernhard Laum und John Maynard Keynes. Auch in dem in Kürze neu erscheinenden 'Lexikon der ökonomischen Werke: 650 wegweisende Schriften von der Antike bis ins 20. Jahrhundert' werden das Buch von 1996 und dessen wegbereitender Vorgänger, Heinsohns 'Privateigentum, Patriarchat, Geldwirtschaft' (1984) vorgestellt. Eine weitere Anerkennung steht für den 4. November diesen Jahres an, wenn Otto Steiger für einen Aufsatz über das Verhältnis von Eigentumsökonomik und Neuer Institutionsökonomik der K. William Kapp Preis verliehen wird, eine der bedeutendsten wirtschaftswissenschaftlichen Auszeichnungen in Europa.
H&S greifen die etablierten ökonomischen Theorien in ihrem Buch von zwei Seiten an: Zum einen zeigen sie auf, dass diese im Widerspruch zu gewichtigen ethnologischen und historischen Forschungsergebnissen stehen (Kapitel I, Abschnitt 2), zum anderen legen sie theoretisch dar, worin sie die Schwächen bisheriger wirtschaftstheoretischer Konzeptionen verorten (Kapitel II). Dem stellen sie anschließend ihren eigenen Theorieansatz, die Eigentumsökonomik, gegenüber (Kapitel III), gefolgt von einer darauf gründenden Erklärung des Marktes und zentraler marktwirtschaftlicher Phänomene und Probleme (Kapitel IV). Abschließend wenden H&S ihre Theorie in einem gesonderten Kapitel auf die Probleme von Entwicklungs und Transformationsländern an (Kapitel V). ...
H&S stellen die bisher in den Wirtschaftswissenschaften existierenden Erklärungsansätze des Wirtschaftens und der Entstehung von Zins, Geld und Märkten in Frage. Wenn sich ihre Theorie bewahrheiten sollte - wofür die bisherigen Auszeichnungen ein Indiz sein könnten und wofür ein hohes Erklärungspotenzial des Ansatzes und dessen umfassende Berücksichtigung historischer und gegenwärtiger Realität spricht - werden viele darauf basierenden wirtschaftspolitischen Gestaltungsvorschläge überdacht werden müssen. Insbesondere Ansätze, die eine grundlegend andere Ausrichtung der Globalisierung oder eine tief greifende Reform des Wirtschafts- und Finanzsystems anstreben, müssen von Grund auf neu gedacht werden.
Mit ihrem Theoriegebäude könnten die Bremer Ökonomen Auslöser einer wissenschaftlichen Revolution in der Volkswirtschaftslehre werden. Sollte es dazu kommen, hätten sie mit ihrem Buch 'Eigentumsökonomik' das zukünftig wohl wichtigste ökonomische Grundlagenwerk im deutschsprachigen Raum geschrieben. Das Buch eignet sich allerdings nicht als Einstiegslektüre in die Wirtschaftstheorie, da es sich ohne ausreichende ökonomische Vorkenntnisse nur schwerlich verstehen lassen wird. Negativ zu bemerken ist, dass die Lesbarkeit und die Flüssigkeit des Textes unter dem merklichen Bemühen der Autoren leidet, ihre neue Wirtschaftstheorie so präzise und eindeutig wie möglich zu fassen. Ansteckend und fesselnd wirkt jedoch die offensichtliche Freude, die es den Autoren bereitet, wirtschaftstheoretische Mythen zu enttarnen und ihr eigenens Theoriegebäude zu entwerfen.