Gerhard Wegner und Josef Wieland (ed.)
"Institutionelle und Evolutorische Ökonomik" · Band 6
425 Seiten ·
29,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-89518-146-7
(März 1998
)
"Institutions matter" - Dies ist eine Erkenntnis, die von Anfang an das Forschungsprogramm der ökonomischen Theorie mitgesteuert hat. Auch die Unterscheidung formaler und informaler Institutionen gehört inzwischen zu den Standardannahmen. Es liegt auf der Hand: Kodifizierte und erzwingbare Rechtsnormen unterscheiden sich in ihren Steuerungseigenschaften für ökonomische Transaktionen von Reputationsmechanismen oder kulturell geprägten Normen und Konventionen. Weniger gut erforscht sind freilich die Wirkungsweise informaler Institutionen und deren Interaktion mit formalen Regelwerken.
Dieser Band fokussiert dieses Desiderat der institutionenökonomischen Theoriebildung. Emergenz, Evolution und Interdependenz von formalen und informalen Institutionen bilden dabei die gemeinsame Perspektive der Beiträge. Thematisch durchgeführt wird sie am Beispiel von Rechtsnormen, Konventionen, Verhandlungslösungen, Kollektivgütern, Kultur als Parameter von Transformationsprozessen, Reputation, Organisationsphänomenen und dem Wandel der Gesellschaft in Ost und West. Methodologisch reicht das Spektrum von spieltheoretischen Analysen über theoretische Modelle bis hin zu historischen und aktuellen Fallstudien. Die Vielfalt der Themen und methodischen Instrumente bietet dem Leser einen Einblick in dieses junge Forschungsfeld, das gegenwärtig weniger durch theoretische Integration als vielmehr durch "work in progress" gekennzeichnet ist.
"Der vorliegende Sammelband gibt einen interessanten Einblick in ein Teilgebiet der institutionenökonomischen Forschung, nämlich der Unterscheidung zwischen formellen und informellen Institutionen sowie deren Zusammenwirken. Diese Fragestellung ist deshalb von hohem Interesse für die Ökonomie, weil sie an deren Grenzen geht. Die Frage, wie denn verschiedene kodifizierte Normen, also formelle Institutionen sich auf die Anreizstrukturen der Wirtschaftssubjekte auswirken, gehört mittlerweile zum mainstream der ökonomischen Forschung. Beispielsweise wird im Bereich der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik diskutiert, inwiefern Mindestsicherungselemente wie etwa die Sozialhilfe gering qualifizierte Personen davon abhalten Erwerbsarbeit aufzunehmen. Entsprechend der Konstruktion der Sozialhilferegelungen in Deutschland müssten Singles eher zur Erwerbsarbeit bereit sein als Haushaltsvorstände größerer Familien. Die Empirie zeigt jedoch, dass es gerade umgekehrt ist. An dieser Stelle kommen also die informellen Institutionen ins Spiel, diejenigen Institutionen also, die nicht kodifiziert sind, sondern als kulturell geprägte Normen und Konventionen oder als Reputationsmechanismen umschrieben werden können. Die herrschende Ökonomie erfasst jedoch diese kulturellen Einflüsse auf den homo oeconomicus nur sehr unzureichend, vielmehr unterstellt sie, dass sich die Individuen immer und überall entsprechend der damit verbundenen Verhaltenshypothesen verhalten. Die Thematisierung informeller Institutionen stellt jedoch genau dies in Frage. ...
Die Vorteile dieses Bandes sind zugleich auch seine Nachteile. Der Leser bekommt einen breiten Überblick über die verschiedenen Konkretisierungen institutionenökonomischer Forschung und kann damit feststellen, dass dieses Gebiet kein einheitliches Forschungsdesign hat. Dies liegt allerdings am Gegenstand des Forschungsinteresses, nämlich den Institutionen in ihrer ganzen Vielfalt. Insofern bietet dieser Band für jeden etwas."