Aus der Einleitung:

Eine umfassende wissenschaftliche Unterstützung nachhaltiger Entwicklung kann also nicht in rein disziplinären Ansätzen verwirklicht werden, sondern muss über Disziplinengrenzen hinaus kooperieren. Als mögliche Ausprägungen dieser Zusammenarbeit lassen sich Multi-, Inter- und Transdisziplinarität unterscheiden. Multidisziplinarität als (hilfs-)wissenschaftliches Zusammenarbeiten greift ohne Begriffsklärung, Methodenreflektion und -austausch auf etablierte Prozeduren zurück. Interdisziplinarität umfasst eine intensivere Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen an Fragestellungen, für die differierende Begriffskonzepte und Forschungsprogramme diskutiert werden müssen und eine gemeinsame Methodik generiert wird. Transdisziplinarität schließt für unser Begriffsverständnis zusätzlich zu den Wissenschaftsdisziplinen noch Akteure aus Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Sektoren ein. Transdisziplinarität umfasst damit die Interaktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft und zielt auf eine breitere Wissensbasis ab. Eine transdisziplinäre Zusammenarbeit stellt zusätzlich zur Frage der Methodik auch grundsätzliche Entscheidungskriterien auf den Prüfstand, erzwingt neue Kommunikations- und Denkwege und intensive (Selbst-)Reflexion aller beteiligten Akteure und bezieht damit auch die Persönlichkeit des Wissenschaftlers als wichtigen Teil ein.

Die mit zunehmendem Kooperationsgrad zwischen Disziplinen vollzogene Öffnung darf dabei allerdings nicht als genereller Verlust des monodisziplinären Arbeitens verstanden werden, ist dieses doch gerade konstituierend für den in den Begriffen verhandelten Diskurs der Disziplinen. Vielmehr geht es darum, die möglichen Anknüpfungspunkte, die unweigerlich auch bei jeder monodisziplinären Forschung auftreten, zu erkennen und zu nutzen. Diese Anknüpfungspunkte können sowohl inhaltlicher oder begrifflicher Natur sein als auch in der Person der/des Forschenden verankert sein. Jeder Fachbegriff, der auch eine Alltagsbedeutung hat, bietet hierfür Potentiale; "Raum", "Zeit", "Energie", "Natur" und "Gen" seien nur als einige einschlägige Beispiele genannt. Ebenso bieten persönliche Erfahrungen, Glaube und Interessen einen implizit vorhandenen, wissenschaftsexternen Bezug. In diesem Licht betrachtet treten mono-, multi-, inter und transdisziplinäre Zusammenarbeit unweigerlich parallel auf, auch in vermeintlich monodisziplinär arbeitenden Projekten – fraglich ist nur, in welcher Intensität, mit welcher Intention und wie bewusst die Ebenen ausgefüllt werden. Nach unserem Verständnis ist für die spezielle Frage einer wissenschaftlich gestützten nachhaltigen Entwicklung als gesellschaftlichem Prozess die transdisziplinäre Ebene in den Fokus des Interesses zu rücken.