Abstract:

Viele Vertreterinnen und Vertreter der Standard-Ökonomik verstehen ‚Ökonomik‘ als positive Wissenschaft und präsentieren sich, die Ergebnisse ihrer Wissenschaft, ihre Modelle und Empfehlungen als ‚objektiv‘, ‚neutral‘ und ‚wertfrei‘. Dass es sich bei der so implizierten ‚Ideologiefreiheit‘ der Standard-Ökonomik um ein Missverständnis mit schwer wiegenden Folgen handelt, das ist immer wieder Gegenstand von Kritik. Der vorliegende Beitrag reiht sich in diese Kritik ein und diskutiert diese Problematik konkret am Beispiel der „Ideologie der Ungleichwertigkeit“, die den Kern verschiedener Abwertungsformen gegenüber Menschengruppen darstellt, wie sie von Wilhelm Heitmeyer in seinen Forschungen zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit untersucht wurden. Unter dem Schlagwort ‚ökonomische Misanthropie‘ wird im Beitrag gezeigt, dass sich auch in der Ökonomik viele Elemente identifizieren lassen, die entweder die Abwertung anderer Menschen beinhalten und/oder diese zumindest begünstigen. Dazu wird zunächst allgemein das Verständnis von ‚Ideologie‘ geschärft, wofür sich das Augenmerk auf die Dogmatisierung und Immunisierung gegen Kritik richtet. Aufbauend auf einer kurzen Einführung in die relevanten Ergebnisse der Forschung zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit wird in das Forschungsfeld der ‚ökonomischen Misanthropie‘ eingeführt. Am Beispiel des Umgangs mit der Sozialen Frage werden dann (Sub-)Ideologien der Ungleichwertigkeit in der Ökonomik illustriert und Vorschläge erörtert, was den hier aufgeworfenen Problemen (in der Ökonomik) entgegengesetzt werden kann.