Aus der Einleitung der Hg.:

Karl-Heinz Brodbeck widmet sich in seinem Beitrag Wissen als liberale Fiktion. Ideologie im Kleide der Wissenschaft bei Hayek dem Wissenskonzept in der Österreichischen Schule, vor allem von Friedrich A. Hayek. Hayek begreift Wissen als individuell und situativ und konstruiert daraus ein Aggregationsproblem für die Wirtschaft, das er im Konzept von Preisen als Informations- bzw. Wissensträger (beide Begriffe werden nach Brodbeck unzulässig vermischt) gelöst sieht. Für Brodbeck stellt das nur ein Scheinproblem dar. Denn die technologischen Verfahren, mit denen Güter produziert werden, basieren in hohem Maße auf Forschungsanstrengungen, die das Ergebnis von bewusst in Gang gesetzten Prozessen sind und oft durch den Staat gefördert wurden. Brodbeck kritisiert u.a. die Annahme von Hayek, Wissen als ontologisch „vorhanden“, mit sich ident und nur den Individuen zukommend zu verstehen. Demgegenüber besitze Wissen „von vorneherein eine soziale, eine gesellschaftliche Form“, vergleichbar mit Sprache, die bekanntlich als private Sprache nicht existieren kann. Eine neue Politische Ökonomie müsse demnach eine sein, die den Menschen als grundlegend soziales Wesen, das sich sprachlich vergesellschaftet, versteht.