238 Seiten
19,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-7316-1445-6
(11. November 2020)
Die sozialen und ökologischen Probleme, denen wir im 21. Jahrhundert begegnen, sind in ihrer Brisanz und Komplexität nicht erst aufgrund der Covid-19-Pandemie einzigartig. Sie erfordern ein neues, bewusstes Anerkennen, dass Mensch und Menschheit eine entscheidende Rolle in ihnen spielen, und sie fordern unsere Entschlossenheit, den Wandel gemeinsam zu bewältigen und zu gestalten. Erhalten werden kann unser Planet nur dann, wenn wir die beiden großen Themen der Zukunft, nämlich die Frage nach der sozialen und der ökologischen Gerechtigkeit, miteinander vereinen.
Der vorliegende Band widmet sich dieser Vereinigung auf ebenso vielfältige wie ganzheitliche Weise. Er blickt auf den Zusammenhang zwischen Ökologie und Sozialem und erforscht ihn aus verschiedenen Perspektiven: Philosophie, Politische Theorie, Politikwissenschaft, Ökonomie, Kommunikationsforschung und aus der zivilgesellschaftlichen Sicht der Bürgerbewegungen, in denen vor allem die junge Generation heute aktiv wird und sich für eine Klimagerechtigkeit im sozialen Miteinander engagiert.
Der Band soll ein Bewusstsein für die Komplexität dieser Phänomene schaffen und Mut machen, die "Zeitenwende" gemeinsam anzugehen.
Relativ breit ist das Spektrum auch beim Reader, den ich als Orientierungshilfe empfehle: "Zeitenwende? Zur Dialektik von sozialer und ökologischer Gerechtigkeit". Rote und grüne Akzente werden mit unterschiedlichen Gewichtungen gesetzt, und vor allem der Mix der Generationen macht die Lektüre spannend. Zuerst irritiert, dass Basis der Publikation ein Symposium im Frühjahr 2018 ist. Lange her! Es war ein Anlass zum 80. Geburtstag von Peter-Cornelius Mayer-Tasch, der mit gutem Grund als Pionier des Nachdenkens über globale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit gewürdigt wird. 1984 hat der Rechtsphilosoph und Politikwissenschaftler etwa eine Forschungsstelle für Politische Ökologie mitinitiiert. Aber die an den Anfang gestellte Betrachtung zum Kernthema ist "ein (sehr persönlicher) Rück-, Rund- und Ausblick". Er beginnt ohne Umschweife beim Geburtstag, "demselben Tag des Jahres 1938, an dem die Nazistiefel in Österreich einmarschierten, um dort ihr gerechtigkeitsvergessenes und friedloses Treiben fortzusetzen". Ein starkes Zeichen für den Ernst und die Richtung seines späteren Engagements.
Dass die meisten Beiträge in einer Zeit entstanden, als medial "das Bild der besorgt dreinblickenden Greta mit immer dem gleichen Transparent" dominant war und dieses "Millionen von Jugendlichen weltweit" bewegte, sorgt für Schwung. Immer wieder taucht die Symbolfigur auf, nicht nur bei Kommunikationswissenschaftler Schulz, der analysiert, "wie es das Klima schliesslich auf die politische Agenda schaffte". Zu spät?
Krankheiten schwelten oft so lange, dass eine Therapie unmöglich werde, stellt Harald Seubert nicht als Mediziner, sondern als mit Philosophie und Theologie befasster Professor fest. Erst nach langem Verdrängen und Verzögern, wenn überhaupt, nähmen sich "Mandatsträger oder Lobbyisten ihrer an. Zu spät gekommene Ärzte". Teils wurden die Texte im Schatten von Corona ergänzt. In einem "Postskriptum" vom August 2020 steht, vereinzelt sei zwar "der Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung, Klimawandel und Pandemie" gesehen worden, etwa in Verlautbarungen der Vereinten Nationen, aber er sei "zu komplex, um breitere öffentliche Aufmerksamkeit zu erhalten". Wie wirkt die jüngste Krise fort?
Sozial, ökologisch – und auch noch gerecht?
Das Gerechte in der Philosophie und die Dialektik von sozialer und ökologischer Gerechtigkeit
Oikos und Polis – Zur sozioökologischen Gerechtigkeit aus ganzheitlicher Perspektive
Billigkeit und Tyrannei der Werte: Zwei dialektische Grenzbereiche von Gerechtigkeit
Können wir Ökologie und Soziales versöhnen?
Die soziale Bedingtheit des Ökologischen: Vom Ausschluss im Kulturprozess
Institutioneller Wandel in Zeiten der ökologischen Krise
Sozialstaat versus Umweltstaat?!
Zur Dialektik ökologischer und sozialer Gerechtigkeit
Wie es das Klima schließlich auf die politische Agenda schaffte
Zum Potenzial junger sozioökologischer Bewegungen
Kooperation statt Konkurrenz: Die Grünen und Fridays for Future
Entwicklungsziel „Nachhaltigkeit“! Und Afrika?