"Jahrbuch Normative und institutionelle Grundfragen der Ökonomik" · Band 21
334 Seiten
36,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-7316-1567-5
(Juli 2024)
Die Idee der "Allmende", Gemeingüter oder "Commons" genießt als mehr oder weniger radikale Alternative zur aktuellen Wirtschaftsweise hohe Wertschätzung. Dabei lebt sie von einer gewissen Offenheit gegenüber alternativen politischen Philosophien und Ideologie. Sie kann sowohl als eine moderne Bekräftigung liberaler Staatsskepsis als auch als kluge Weiterentwicklung traditionaler Wirtschaftsformen (möglicherweise verbunden mit eher konservativer Sichtweisen) gesehen werden. Was macht die Faszination von Commons vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen aus? Wie hängen Commons und die politischen Herausforderungen der sozial-ökologischen Transformation zusammen? Welche Bezüge gibt es zu anderen Nachhaltigkeitsnarrativen oder zur Debatte um Resilienz? Auf der Suche nach Antworten auf dieser Fragen liefert das neue Jahrbuch "Normative und institutionelle Grundfragen der Ökonomik" auch eine Kritik der Ontologien, die dem derzeitigen Wirtschaftssystem und der Überhöhung privater Eigentumsrechte im Rechtssystem zugrunde liegen.
Im Reader zur «Commons-Ökonomie», der fast gleichzeitig im gleichen Verlag erschien. Endlich auch Autorinnen! Anja Niedworok etwa, die an der ETH Zürich eine Stelle innehat, die dort tatsächlich «Professur Technol.&Innovationsmgmt» genannt wird. Sie befasst sich mit den Genossenschaften, die in der Schweiz eine lange Tradition und nach wie vor viel wirtschaftliche Bedeutung hätten. Dies sei wohl ihrem «resilienten Organisationsmodell» zu verdanken. Wobei übermässige Anpassung «an sich verändernde Umweltbedingungen» - mehr ökonomisch als ökologisch gemeint - bei stark wachsenden Unternehmen die ursprüngliche Werteorientierung schwäche. Trotzdem trügen sie weiter zur widerstandsfähigen Gesellschaft bei, «indem sie ein alternatives Wirtschaftsmodell anbieten». Auf kleinere und jüngere Beispiele geht sie nicht weiter ein. Dafür beleuchten zwei Kolleginnen die Miniatur-Commons der Familie. «Sorgearbeit fairteilen?» lautet ihre zentrale Frage. Bereits der Blick auf die Grafiken ist ernüchternd. Am interessantesten könnte die Betrachtung von Katja Schubel zur Bedeutung von «Urban Commons» für die Demokratisierung von städtischen Räumen sein. Doch die angekündigte «Nahaufnahme der Kämpfe und Konflikte rund um ein Recht auf Stadt» kommt meist aus der Ferne, die Zitate sind englisch und ihre Überlegungen sehr akademisch. Immerhin bin ich einem mir nun schon fast vertrauten Fremdwort wieder begegnet - hier als «nachhaltiger Nexus». Leider auch kein Patentrezept. Die letzten zwei Beiträge verorten «Commons in der digitalen Transformation». Auch das eher allgemein, es geht ja in dieser Jahrbuchreihe ja um «Grundfragen der Ökonomik». Richard Sturn als Mitherausgeber warnt sogar ausdrücklich vor einer theorielosen Praxis. Commons böten «grosse Chancen», seien aber «kein emanzipatorisches Patentrezept». Wenn sie die «vorhandene politische Macht» verdeckten, brächten sie den notwendigen Wandel kaum voran. Ähnlich sein «Zwischenfazit» bezüglich Digitalisierung. Die zumeist stark im Lokalen verankerten und zumindest intern gut durch analoge Kommunikation verbundenen Gemeinschaften würden nicht zum Auslaufmodell, aber auch sie müssten die neuen Instrumente «institutionell» einbeziehen. Vielleicht - vielleicht! - könnte da ein gedanklicher Rahmen für rotgrüne «Computerpolitik» zu finden sein. Sicher bleiben die kleinen Netzwerke wichtige Orte für praktische Versuche besseren Lebens."
Commons: soziale Einbettungsformen gemeinschaftlichen Wirtschaftens
Die Governance der sozialen Kohäsion in der Sozialen Marktwirtschaft
Private land ownership and the city as a commons
Familien als Commons – Sorgearbeit fairteilen?
Gemeinwohl und die Form der Genossenschaft
Die Schweizer Genossenschaften als resilientes Organisationsmodell
Resilienz und Neugier
Design Principles für Allmende-Institutionen im Spannungsfeld von Übernutzung, Unterbereitstellung und polyzentrischer Klimapolitik
Common Heritage of Humanity / Gemeinsames Erbe der Menschheit
Die resiliente und neugierige Verantwortungsgesellschaft und der potenzielle Beitrag von Genossenschaften zur Aktivierung der Zivilgesellschaft
Demokratisierung städtischen Raums: Ein Recht für Urban Commons
Digitalisierung und das Versprechen sozioökonomischer Dezentralisierung
Commons als politische Institutionen in der Digitalen Transformation