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Das Moneyfest

Ursachen und Lösungen der Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise

3., erweiterte Auflage ·  184 Seiten ·  14,80 EUR (inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-7316-1282-7 (September 2017) )

 

Seit einem halben Jahrzehnt steht die Welt staunend und zuweilen erschüttert vor der Beinahe-Kernschmelze des Finanzsystems und dem drohenden Bankrott ganzer Staaten. Der Zusammenbruch des Systems wurde bisher nur durch massive Hilfszahlungen und Haftungszusagen noch stabiler Länder und in Euroland durch Subventionen über die Geldzufuhr durch die weit über ihr Mandat hinausgehende Europäische Zentralbank verhindert. Dies geschah allerdings zu Lasten des immer stärker in die Pflicht genommenen und entsprechend verunsicherten Steuerzahlers: Der Bürger wurde weitgehend ungefragt zum Bürgen.

Die Krise widerlegt die von Wirtschaft, Politik und der großen Mehrheit der Fachökonomen geteilte Weltsicht, dass eine zurückhaltende und auf das Eigeninteresse der privaten Akteure setzende Regulierung effiziente Märkte und eher unverbindliche Selbstverpflichtungen, z.B. die Maastrichtkriterien mit maximal 3%iger Neuverschuldung, eine harmonische europäische Staatengemeinschaft herbeiführen. Zwar erließ und plant man nach den andauernden Turbulenzen einige kleindimensionierte Gesetze und bürokratische Vorschriften auf nationaler (z.B. das Gesetz zum Hochfrequenzhandel in Deutschland), auf europäischer (z.B. Regeln zu Leerverkäufen) und internationaler Ebene (z.B. Basel III zum Eigenkapital der Banken). Aus der Jahrhunderterfahrung hat man jedoch interessen- und ideologiebedingt keine grundsätzlichen Lehren gezogen und es bisher entgegen offiziellen Verlautbarungen bei halbherzigen Reförmchen belassen: Für den Hochfrequenzhandel ist keine alles entscheidende Mindesthaltedauer vorgesehen, Leerverkäufe sind unter leicht einzuhaltenden Bedingungen weiterhin möglich und die Eigenkapitalverpflichtungen sind auch bei Basel III im Minimalbereich von erforderlichen 3% der Bilanzsumme.

Im Unterschied zu den vielen anderen Streitschriften, die oft eher beliebige und einseitige Reformempfehlungen aneinanderreihen, werden hier zunächst die derzeit vorherrschenden Finanzmarkt-Theorien kurz, kritisch und auch für den Nichtfachmann verständlich unter die Lupe genommen. Auf dieser Basis stellt das Buch die Systemfrage und entwickelt eine alternative Sichtweise, die die tatsächliche Instabilität der Finanzmärkte und die daran zu messenden Lücken der bisherigen Finanzmarktreformen sichtbar macht. Ferner werden die Ursachen der europäischen Staatsschuldenkrise, die Schwächen der "Rettungsschirme" (EFSF, ESM), der Fiskalpakt (Verschuldungsverbot) und die vielen neuen Reformvorschläge zu einer neuen Architektur der EU-Institutionen (Europäisches Semester usw.) kritisch im Überblick diskutiert. Des Weiteren werden die oft widersprüchlichen und wankelmütigen Überlegungen und Entscheidungen der Politik erklärt, die zwischen Austeritätssparen und Wachstumsprogrammen, zwischen Schuldenkollektivierung (Griechenland, Spanien) und Haftung durch die Gläubiger (Zypern), zwischen einer zentralen Bankenunion und dann doch wieder dem letzten Wort im nationalstaatlichen Rahmen usw. schwankt.

Jenseits der üblichen Diskussionsfronten zwischen Markt- und Staatsgläubigkeitwerden drastische, einfache, leichtverständliche und robuste Strukturreformen vorgeschlagen: eine Vollgeldreform (Geldschöpfung nur durch die Zentralbank), eine Größenbeschränkung für Banken, die auch institutionelle Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken, deutlich höhere Eigenkapitalanforderungen, die Aufgabe von Basel III mit seinen komplizierten Risikobewertungsmodellen, substanzielle Beschränkungen des Derivatehandels, eine Finanztransaktions- und eine hohe einmalige Reichensteuer zum Rückkauf der Staatsanleihen.

Gefordert wird die unabweisliche Schrumpfung des Finanzsektors, da es - wenn auch schwer genau zu bestimmende - Schuldenobergrenzen für Staaten, private Haushalte und (Finanz)Unternehmen gibt, ab denen die Bedienung der Zinsen und die Tilgung aus nur mäßig steigenden Sozialprodukten in den entwickelten Ländern zunehmend unmöglich wird. Oder sie sorgen für soziale Spannungen, da sie ohne markantes Wachstum nur über Umverteilung nach oben oder weitere Schuldenberge (meist mithilfe der Zentralbanken) zu bedienen sind oder mehr oder weniger sichtbare und häufige Umschuldungen und Enteignungen erfolgen müssen, die auch Kleinsparer und die Mittelschichten z.B. über Inflationsenteignungen treffen können.

Schließlich brauchen wir ein soziales, demokratisches, ökologisches und auf fairem Wettbewerb beruhendes Europa, in dem u.a. eine produktivitätsorientierte Lohnpolitik und die Schaffung sinnvoller und den Lebensunterhalt sichernder Arbeitsplätze zentrale Anliegen sind. Dies setzt nach Meinung des Verfassers neben einer konsequenten inneren europäischen Wettbewerbsordnung auch offensive Schutzzölle gegenüber unfairem sozialem und ökologischem Dumpingwettbewerb nicht nur der Schwellenländer voraus.

Die immer deutlicher zutage tretenden biosphärischen Grenzen unseres Planeten lassen Wachstum nicht nur als Lösungsstrategie zur Überwindung der Staatsschuldenkrise ("aus den Schulden herauswachsen"), sondern überhaupt zunehmend fraglich erscheinen. In der Besinnung auf eine neue Weichenstellung zu einer gesamteuropäischen "Postwachstumsökonomie", die z.B. auf eine durchschnittliche Schrumpfung des Ressourceneinsatzes in Europa auf ein Drittel in den nächsten 15 Jahren abzielte, könnte die produktive Konsequenz aus den gegenwärtigen Finanz- und Staatskrisen liegen. In ihrem gemeinsamen Kern beruhen sie nämlich ungeachtet unbestreitbarer Ungleichverteilung auf zu hohen, weltweit zu beobachtenden Konsum-, Produktions-, Gewinn- und Vermögenszuwachserwartungen. Zu unserem Glück gilt die alte Erkenntnis Edmund Burkes: Wirklich wertvoll im Leben sind letztlich die Dinge, die man sich nicht kaufen kann!

Das Moneyfest ist nicht für Experten geschrieben, sondern wendet sich an alle Menschen, denen das Allgemeinwohl von Mensch und Natur am Herzen liegt, an die Zivilgesellschaft und den Bürger auch als durchschnittlichen Steuerzahler. Ihnen steht die entscheidende letzte Antwort auf die Frage zu, wie ein Leben ohne Finanz- und Staatsschuldenkrisen in den natürlichen Grenzen unseres noch wunderschönen blauen Planeten möglich ist.

Publik Forum, 10.4.2015, S.54f. ()

"Nicht immer sind Professoren, die fulminante Vorträge halten, auch gute Buchautoren. Doch Helge Peukert, kritischer Ökonom und Staatswissenschaftler an der Universität Erfurt, schreibt so temperamentvoll, wie er spricht. Insofern ist sein Buch mit dem doppeldeutigen Titel "Das Moneyfest" wirklich ein Fest. In Windeseile räumt er mit den gängigen Phrasen zur Krisendebatte um den Euro auf ... Helge Peukert bleibt bei seiner Analyse nicht stehen. Er präsentiert ein ganzes Arsenal von Strategien, wie die Risiken im Finanzsystem verringert werden können: von der Verkleinerung der Großbanken über höheres Eigenkapital, Parallelwährungen für Krisenländer bis hin zu einem Vollgeldsystem, in dem die Banken nur das Geld verleihen können, das sie an Ersparnissen eingenommen haben. Damit diese Forderungen auch wahrgenommen werden, hat er sie in elf Thesen als Manifest zusammengestellt - und seinem "Moneyfest" beigelegt. Ein starkes Buch."

denkfunk ()

Video von Helge Peukert über das Portal denkfunk.
"Wenn du die derzeitige Situation in Politik, Medien und Zivilgesellschaft betrachtest und zugleich Phänomene wie PEDIGA, AfD und Verschwörungsideologien wahrnimmst: Wo steckt momentan der Wurm drin?"
Für diese und weitere Fragen hat sich der Autor Zeit genommen.


Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, September 2014, S. 647-649 ()

"Ist Finanzchaos unser Schicksal? wird im siebten Kapitel gefragt und damit der Übergang zu den nachfolgenden Kapiteln eingeleitet, die verdeutlichen sollen, dass die Antwort eigentlich "Nein" lautet. Dies widerspricht jedoch der Erfahrung, dass es bisher nicht gelungen ist, das perfekte Finanzsystem zu konzipieren. Vielmehr lehrt die Wirtschaftsgeschichte, dass es immer wieder Verwerfungen und Krisen geben wird. Sie lehrt auch, dass nach einer Krise das Pendel verständlicherweise in Richtung verstärkter Regulierung und Aufsicht umschlägt, wie wir es gegenwärtig erleben. Und es gibt durchaus Gründe, die dafür sprechen, die bisherigen Ansätze als nicht ausreichend zu kennzeichnen, um Stabilität zu sichern. Diese Gründe finden sich aber in dem Buch ebensowenig wie die Argumente, die viele Ökonomen, Keynesianer und Neoklassiker gleichermaßen, davon abhalten, einem Vollgeldsystem und einer extrem starken Regulierung das Wort zu reden, nämlich erhebliche Wachstums- und Effizienzverluste."

Weitere Informationen - Artikel, Interviews, Fotos

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Zeitschrift für Sozialökonomie, 180/181, Folge, April 2014, S. 84-86 ()

"Aber: "Wie kann man ein solides Finanzsystem konstruieren, das nicht eigendynamisch v.a. durch den (Zinses)Zins auf ständige Expansion drängt! Wie hätte ein zu einer nicht unter Wachstumszwang stehenden Wirtschaft und Gesellschaft korrespondierendes Geldsystem auszusehen?" Wenn Peukert auch die endgültig detaillierte Antwort auf die Frage schuldig bleibt (work in progress?), so scheint für ihn zumindest klar zu sein, dass eine Vollgeld-Reform ggf. keine hinreichende, aber doch eine notwendige Bedingung für dieses Geldsystem neuen Typs ist, denn: "Diese Maßnahmen im Geld- und Finanzbereich wirken nicht nur die Finanzmärkte stabilisierend, sondern vor dem Hintergrund dieser ökologischen Überlegungen auch die Gesamtgesellschaft beruhigend." Und nach allem, was geschah, "bedarf es jetzt einer Phase der Beruhigung. Die unter einer Hyperaktivitätsstörung leidende Menschheit muss herunterkommen vom Prinzip des Mehr, Höher und Weiter und sich und die Ökosphäre regenerieren (lassen)."

Der postulierte Wandel erfordert u.a. auch eine entsprechende Eskortierung des geistig-kulturellen Überbaus, eine "Suffizienzrevolution des Genug". Den "Ökopreneuren" der Zukunft wird mindestens soviel Kreativität und Innovationskraft abverlangt werden wie den gegenwärtigen Entrepreneuren. Dass das alles sehr schwierig werden wird, weiß Helge Peukert selbst, aber auch, dass es gleichwohl notwendig und unabdingbar ist: "Wenn wir realistisch sein wollen, müssen wir es wagen, das Unmögliche zu fordern."



Portal für Politikwissenschaft, veröffentlicht am 30.04.2014. ()

"Die gegenwärtige Finanz- und Staatsschuldenkrise ist schon für Experten kaum zu verstehen - da ist etwas Orientierung immer willkommen. Helge Peukert stellt in seiner zugespitzt und kritisch formulierten kleinen Streitschrift angesichts der zunehmend sichtbaren verheerenden Konsequenzen von mehreren Jahren Turbokapitalismus, Austeritäts- und Entschuldungspolitik nichts weniger als die Systemfrage: "Wie sollte in einer globalisierten Welt ein soziales und ökologisches Europa mit echter demokratischer Mitsprache aussehen?" (21) Diese Frage impliziert bereits seine Gegenwartsdiagnose: Eine von Finanzbelangen und -institutionen durchdrungene und regierte europäische Gesellschaft ist weder sozial noch ökologisch und schon gar nicht demokratisch. Damit ist sie, so Peukerts konsequente Folgerung, auch nicht zukunftsfähig. Er formuliert elf (kann das Zufall sein?) Thesen, die eine zukunftsfähige Entwicklung anstoßen sollen, und stellt sie in einem ebenso knappen wie prägnant formulierten "Moneyfest" zusammen. Während sich die ersten acht Thesen auf Banken- und Besteuerungsfragen beziehen - und unter anderem die Abschaffung des umstrittenen Hochfrequenzhandels, das Verbot von Leerverkäufen, die Besteuerung von Finanztransaktionen und Vermögen sowie eine Begrenzung der Größe von Banken zum Gegenstand haben -, sind die anderen drei dem sozialen, ökologischen und politischen Umbau Europas hin zu einer Postwachstumsökonomie gewidmet. Während schon die finanzpolitischen Umgestaltungen die Bezeichnung "Fundamentalreformen" (156) mehr als verdienen, so gilt das auch für die außerhalb des Finanzsektors anstehenden Umwälzungen. Peukert ahnt, dass diese sich nicht ohne "eine neue große Erzählung" (157) werden umsetzen lassen - trotz aller Problematik des Begriffes. Alternativ könne Europa, könne die Welt natürlich auch abwarten und die bei fortgesetzter Wachstumsgläubigkeit unausweichlichen Katastrophen sozialer wie ökologischer Art über sich ergehen lassen. So polemisch und mitunter schwierig die von Peukert gewählte Begrifflichkeit auch sein mag - um eine Auseinandersetzung mit ihm wird eine gegenwartsdiagnostisch interessierte und politisch ambitionierte Leserschaft kaum herumkommen."


the author
Prof. Dr. Dr. Helge Peukert
Helge Peukert war Professor für Plurale Ökonomik an der Universität Siegen. Forschungsschwerpunkte: Finanzwissenschaft, Geld- und Finanzmärkte, Plurale und heterodoxe ökonomische Theoriebildung. Er ist u.a. Mitglied der Monetative und des Netzwerkes Plurale Ökonomik [weitere Titel]
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