3. erweiterte Auflage 2010
214 Seiten
18,00 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-89518-845-9
(30. November 2010)
Wenn die Klimaforscher auch nur halbwegs recht haben, dann brauchen wir ziemlich schnell eine ziemlich gute Klimapolitik. Leider ist eine solche nicht in Sicht. Vielmehr vergeuden wir wertvolle Zeit und wertvolle Ressourcen. Wenn wir etwas erreichen wollen, dann dürfen wir uns nicht mit ideologischen Vorlieben aufhalten, sondern müssen unsere ganze Kraft zusammen nehmen und wirksam einsetzen. Das geht nur, wenn wir endlich verstehen, dass auch Klimapolitik ökonomischen Gesetzmäßigkeiten unterliegt — ob wir das nun wollen oder nicht. Werden diese Gesetze missachtet, dann entsteht Politik, die uns viel kostet und die nichts bewirkt.
Dieses Buch zeigt die fundamentalen Irrtümer der Klimapolitik, die so fatale Folgen haben können. In leicht verständlicher Weise wird zum Beispiel erläutert, warum man mit erneuerbaren Energien im Zeitalter des Emissionshandels kein CO2 einsparen kann oder warum die Entscheidungen der Ölscheichs wichtiger sind als die der Umweltminister. Aber es geht nicht nur um Kritik. Es wird auch gezeigt, wie eine Politik beschaffen sein könnte, die vielleicht doch noch die Wende im Kampf um unser Klima schafft.
"Joachim Weimanns Buch ist eine Streitschrift gegen praktisch alle gängigen Ansätze der Klimapolitik - insbesondere gegen staatliche Vorschriften und Subventionen, die auf Energieeinsparungen oder den Ausbau erneuerbarer Energie zielen - außer einem einzigen: einem globalen Emissionshandelssystem. Wenn wir mit hohen Aufwand Energie sparen oder teure Solarpaneele montieren, schonen wir das Klima nicht, behauptet Weimann, sondern schaden ihm. Im Zentrum der Begründung stehen zwei Argumentationsstränge. Erstens: So lange Emissionen nicht global begrenzt werden, nutzt es gar nichts, wenn einzelne Menschen oder Staaten Energie sparen. Denn dadurch sinken die Weltmarktpreise etwa für Öl, Kohle oder Gas, so dass anderswo mehr emittiert wird. Zweitens; Da die Mittel knapp sind, müssen wir immer die preisgünstigsten Methoden der Emissionsminderung nutzen - zum Beispiel die Stromerzeugung effizienter machen und nicht den Verkehr, denn das wäre teurer. Das gleiche gilt global: Statt viel Geld auf Solarenergie zu verschwenden, sollte Deutschland zum Beispiel in preiswerten Klimaschutz in Indien investieren.
Mit welcher Technik und wo man am effizientesten Emissionen spart, kann laut Weimann nur der Markt herausfinden. Der Königsweg zum Klimaschutz sei deshalb der Emissionshandel, vorausgesetzt er gilt global: Für alle Emissionen sind Rechte nötig, die weltweit gehandelt werden können. Wenn man sie nach der Bevölkerungszahl zuteile, erreiche man zugleich, dass Industrieländer sie den armen Ländern teuer abkaufen müssen, also mehr Gerechtigkeit.
Viele von Weimanns Argumenten sind wichtig, man muss sie bedenken. Doch er treibt sie zu weit. Sein Modell insgesamt beruht auf einer Fülle zweifelhafter Annahmen. So unterstellt er, dass kollektive Entscheidungen am rationalsten auf Märkten fallen, weil dort dezentrale Informationen besser verarbeitet werden als in der Politik. Nach der Weltfinanzkrise mag man diesen Glauben nicht recht teilen. Unklar ist auch, wie preiselastisch die Energienachfrage ist und ob Konsumenten ihre Entscheidungen wirklich rational treffen. Zudem blendet der Ökonom politische Aspekte weitgehend aus. Dabei kann ein Markt für Emissionsrechte ohne globale und vernünftige Entscheidungen gar nicht entstehen. Soll man bis dahin einfach gar nichts tun, den Umfang mit Energie zu verändern? Ist ein globales Klimaschutzabkommen erreichbar, ohne dass vorher alternative Entwicklungswege und -techniken erkundet und als möglich erkannt sind - egal wie ineffizient das sein mag? Kann man den Bürgern tatsächlich heute erklären, dasss Energiesparen sinnlos ist, aber morgen mit der Einführung des Emissionshandels Energie stark verteuern?"
Der Ökonom, der an der Universität Magdeburg lehrt, hält sich an den bewährten Grundsatz, als Erstes seine Prämissen darzulegen. Auch dise sind - ähnlich wie die Sprache - klar und deutlich. ... Ebenso klar wie die Prämissen ist das Ziel des Buches: Es will den kostengünstigsten Weg im Klimaschutz beschrieben. Wegen einer "stillen Allianz" zwischen Politikern und Öko-Aktivisten rede man ungern über Geld. Schließlich gehe es um Rettung. Diese hochnäsige Ignoranz hält Weimann für gefährlich. Denn gegen unnötig teure Maßnahmen würden sich die Menschen irgendwann wehren. "Vernünftige Klimapolitik verlangt, dass wir für jeden Euro, den wir opfern, um dafür weniger CO2 einzukaufen, so viel CO2-Reduktionen bekommen wie möglich." Haben die Politiker bisher eine vernünftige Klimapolitik betrieben? Nur zu einem geringen Teil, meint der Ökonom. Da er ein Faible für biblische Zahlen hat, listet er sieben "Todsünden" auf. Diese Irrtümer begründet er damit, dass die Politiker sich anmaßen, die jeweils niedrigsten Vermeidungskosten für CO2 zu kennen. ...
Eine nationale oder europaweite Lösung versagt indes im globalen Maßstab, da es keine Weltregierung gibt. Da funktioniert nur eine freiwillige Lösung: Die Industrieländer müssen die armen Staaten mit einer Art Bestechung zum Mitmachen gewinnen. Weimann schlägt ähnlich wie andere Umweltökonomen vor, den armen Ländern mehr CO2-Zertifikate zuzuteilen. Diese erwerben dann die Reichen, indem sie den Armen Klimaschutzprojekte finanzieren. Das wird teuer, warnt der Autor, doch es werde auf die Dauer vermutlich billiger kommen als die jetzige Klimapolitik mit ihren Subventionen für Ökostrom und Biotreibstoff und mit ihren vielen Engergiesparvorschriften."