Abstract:

Die Wirtschaftswissenschaft spielt eine wesentliche Rolle im Drama der ökologischen, demokratischen und sozialen Gesellschaftskrise: Ihre dominanten Strömungen folgen einer ideologischen marktfundamentalen Erzählung, die die Krisen nicht adäquat erklären kann und sie dadurch verschärft. Ziel des Beitrages ist es, einen theoretischen und konzeptionellen Rahmen zu entwickeln, mit dem diese Erzählung expliziert und analysiert werden kann. Nach einführenden Bemerkungen zur geistigen Krise der Ökonomie, werden Überzeugungssysteme als ideologisch definiert, die als irrtümlich, in sich selbst widersprüchlich oder als schädlich wirksam kenntlich gemacht werden können. Sodann werden Wissenschaftstheorien zu „Denkstilen“ und „Paradigmen“ in Zusammenhang mit Narrativ-Theorien gebracht, um marktfundamentale Theorien als Narrative zu explizieren und ideologiekritisch zu untersuchen: Es kann etwa gezeigt werden, dass der Kern der Erzählung, „der Markt“, in vielfachen sich widersprechenden Bedeutungen und Metaphern personifiziert und naturalisiert wird. Das Narrativ folgt einem dualen Weltbild, das vereinfachend antagonistische Gegensätze konstruiert. So wird die Vielfalt an alternativen Möglichkeiten des Wirtschaftens, die durch die Menschen – nicht durch den „Markt“ – gestaltet und verantwortet werden, verschleiert. Im Anschluss wird die negative Wirksamkeit der markfundamentalen Erzählung in Bezug auf die gesellschaftlichen Krisen diskutiert. Der Beitrag schließt mit einem Ausblick auf eine Wirtschaftswissenschaft mit einem pluralen und transformativen Selbstverständnis.