Oliver Foltin
"Hochschulschriften" · Band 144
410
Seiten ·
38,00 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN
978-3-7316-1064-9
(March 28, 2014)
)
In den vergangenen Jahren hat in Deutschland die Nachfrage nach sogenannten nachhaltigen Geldanlagen, die neben den klassischen ökonomischen Kriterien wie Sicherheit, Liquidität und Rendite auch außerökonomische Aspekte aus den Bereichen Soziales, Ökologie und Ethik berücksichtigen, merklich zugenommen. Allerdings ist die Bezeichnung "nachhaltige Geldanlage" kein geschützter Begriff. Das Angebot wird zunehmend komplexer, und nicht selten wird versucht, auch Finanzmarktprodukte mit eher konventionellen Anlagekriterien unter dem Etikett der Nachhaltigkeit zu vertreiben. In der Arbeit wird daher zuerst der Frage nachgegangen, was unter dem Begriff "nachhaltige Geldanlage" überhaupt verstanden wird und welche Formen nachhaltiger Geldanlagen von Banken und Fondsgesellschaften angeboten werden. Dazu wurde auf der Basis von Broschüren und Internetdarstellungen sowie von Erhebungen mittels Fragebogen das Nachhaltigkeitsverständnis von ausgewählten nachhaltigen Fonds sowie Banken aus dem Bereich der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland ausgewertet. Ein Schwerpunkt der Arbeit behandelt die Frage, inwieweit außerökonomische Kriterien beim Anlageverhalten der evangelischen Landeskirchen und der katholischen Bistümer in Deutschland eine Rolle spielen. Auf Basis der Analysen wird ein Mindeststandard entwickelt, den eine Geldanlage erfüllen muss, um als "nachhaltig" bezeichnet zu werden. In diesem Zusammenhang wird auch ein Bewertungsschema vorgeschlagen, nach dem es Landeskirchen und Bistümern möglich ist, zu beurteilen, inwieweit ihre Geldanlagen Aspekten der Nachhaltigkeit entsprechen, so dass künftig Auskunft über die Umsetzung bestimmter Anlagekriterien gegeben werden könnte.
"Dem Nachhaltigkeitsverständnis von Fonds und kirchlichen Banken hat sich Oliver Foltin von der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft gewidmet. Schließlich müsste es wenigstens hier solide Überschneidungen geben. Dem ist aber nicht so. Die Recherchen ergaben zwar ähnliche Verständnisse, jedoch bei den Fonds erhebliche Unterschiede bei Kriterien (eine "teils beliebige Ansammlung") und deren Anwendung. Die Vorstellungen der Kirchenbanken differieren derart, dass viele Definitionen existieren. Immerhin handhaben sie ähnliche Ausschlusskriterien und meist auch Positivkriterien.
Außerökonomische Kriterien spielen bei evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümern in Deutschland eine wichtige Rolle, stellte der Autor in Befragungen fest. Foltin hat einen Mindeststandard entwickelt, den Anlagen erfüllen müssten, um für mitteleuropäische Christen als "nachhaltig" gelten zu können. Er schlägt ein Bewertungsschema vor, das es Landeskirchen und Bistümern ermöglichen soll, zu beurteilen, inwieweit ihre Vermögensanlagen dem Leitbild Nachhaltigkeit entsprechen. Sie könnten es für Vorgaben nutzen, wie bestimmte Anlagekriterien umzusetzen seien. Obwohl wissenschaftlich, ist das Buch verständlich und mit "Klartext" geschrieben. Nur die wenigsten Kirchenorganisationen nutzten aktive Dialoge, um Missstände anzusprechen, konstatiert Foltin. Aber gerade Kirchen sollten "öffentlich wirksam drauf hinweisen, wenn sie aufgrund ihrer ethischen und moralischen Vorstellungen mit Unternehmensausrichtungen und Produkten nicht einverstanden sind." Dies biete eine wirkliche Chance, dass sich in Unternehmen tatsächlich etwas ändere."