2., durchgesehene Auflage
420 Seiten
34,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-7316-1057-1
(21. Februar 2014)
Register
Wohin entwickelt sich das deutsche Wissenschaftssystem? Wird es den großen gesellschaftlichen Herausforderungen noch gerecht? Zunehmend mehren sich die Zweifel daran. Das Buch analysiert die deutsche Wissenschaftslandschaft und zeigt bestehende Defizite in Forschung und Lehre auf. Es entwickelt die Perspektive einer "transformativen Wissenschaft", die den Weg in ein zukunftsfähiges Wissenschaftssystem weist. Vorangetrieben wird sie derzeit von der organisierten Zivilgesellschaft, in Pionier-Hochschulen und -Instituten, von Vorreiter-Landesregierungen und von Stiftungen sowie studentischen Initiativen.
Zu diesem Buch wird auch ein Blog betrieben, den Sie unter nachhaltigewissenschaft.de/ finden.
Das Buch "Transformative Wissenschaft" ist der Folgeband zu der im Jahr 2009 erschienenen Studie "Nachhaltige Wissenschaft".
"In diesem von einem Betriebswirtschaftler und einer Erziehungswissenschaftlerin verfassten interdisziplinären Werk aus dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie wird reflexive Modernisierung vor allem als ein sich selbst in Frage stellendes Fortschrittsmodell verstanden, das sich als beschleunigender, unkontrollierter Wagen darstellen lässt, der die Menschen ins Verderben fährt, wenn er nicht umgelenkt wird. Die funktionale Differenzierung moderner Gesellschaften wird dabei als insofern hinderlich dargestellt, da die Spezialisierung das Erkennen und kooperative Lösen von übergreifenden Problemlagen erschwere. Während die Wissenschaft als eine wichtige Kraft hinter dem modernen, als problematisch taxierten Fortschrittsmodell identifiziert wird, beurteilen die Autoren den wissenschaftlichen Beitrag zu einem neuen Fortschritts- und Innovationsverständnis kritisch und fordern eine "transformative Wissenschaft" als Motor "zukunftsfähiger" gesellschaftlicher Entwicklung ein. Nachhaltigkeit und Klimawandel sind die zentralen Probleme, denen die propagierte transformative Wissenschaft gilt.
Dabei wird doppelsinnig stets auch eine akademische Nachhaltigkeit und ein Klimawandel im Denken und in der Wissenschaftsorganisation angepeilt - die Wissenschaft also in ihrer gesellschaftlichen Verantwortung für mehr Nachhaltigkeit angesichts des Klimawandels und der Grenzen des globalen Wachstums angesprochen.
Das Buch konstatiert ein Hinterherhinken der Wissenschaft, die in der Moderne doch "immer auch Gesellschaftsmotor" gewesen sei (19). Insbesondere wird ein "Leitbildmangel im deutschen Wissenschaftssystem" moniert, der durch die Förderung von Wertedebatten überwunden werden will. Entsprechend wird ein neues Verhältnis und ein neuer Vertrag zwischen Wissenschaft und Gesellschaft propagiert. Die eingeforderte "transformative Wissenschaft" soll individuelle sowie kollektive Forschung und Bildung mit einer Transformation des Hochschulund Wissenschaftssystems transdisziplinär verbinden. Es wird zwar auf Forschung - Innovationssoziologie und -ökonomie - verwiesen, jedoch wenig Empirisches zur Erhärtung der Argumentation präsentiert. Die Arbeit bleibt so bei einer wissenschaftspolitischen Programmatik stehen. Diese ist reform- und damit primär normativ orientiert."
"Wer sich für die grundlegenden Fragen der Verantwortung von Wissenschaft und Forschung für das Gemeinwohl interessiert, und damit für notwendige Reformanstrengungen des Wissenschaftssystems aus einer sozialökologischen Perspektive, und gleichzeitig auch nach strategisch ausgerichteten Lösungsansätzen sucht, dem möchte ich diese beiden Bücher empfehlen [das 2. ist: Stella Veciana/Claudia Neubauer: Demokratisierung der Wissenschaft]. Die Empfehlung ist dabei nicht die Folge davon, dass die beiden Publikationen eine abschließende und überzeugende Analyse und fraglose Lösungsansätze anbieten, sondern weil sie selbst Teil und Ausdruck der Problemlage der Diskussion über das Wissenschafts- und Forschungssystem sind. Sie geben - und das ist ihr Wert für die lesenden - einen fundierten Einblick darüber, welche strategischen Positionen prominente zivilgesellschaftliche Player wie die Stiftung Mitarbeit - als Auftraggeberin der ersten Publikation - und die deutsche Denkschule des "Club of Rome" im Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie, deren Direktor Uwe Schneidewind ist, vertreten und wo sie die Stellschrauben für ein verändertes Wissenschaftssystem sehen. Die Publikationen haben, soweit ich die Literatur überblicke, den Stellenwert von Referenzwerken zur Nachhaltigkeit, Partizipation und Transformation in der sozialökologischen Diskussion.
Diesem Verständnis nach zeichnet sich transformative Wissenschaft dadurch aus, dass in realexperimentellen Fallstudien Gestaltungswissen erzeugt wird, das entweder unmittelbar oder als Katalysator für gesellschaftliche Transformationsprozesse wirkt.
... Die Studie von Uwe Schneidewind und Mandy Singer-Brodowski bietet in gewisser Weise darauf aufbauend einen systematischen und umfassenden Zugriff. Adressiert ist sie an das Wissenschafts- und Forschungssystem selbst, die Wissenschafts- und Forschungsförderung in den zuständigen Ministerien und an sogenannte zivilgesellschaftliche Organisationen. ... Beide Publikationen stellen Begründungszusammenhänge auf, warum und wie Wissenschaft und Forschung die Grundpfeiler darstellen, um den prognostizierten überlebensnotwendigen, raschen und sozialökologischen Wandel zu begründen, zu begleiten und vielleicht zu organisieren. Erwachsenenbildung als Vermittlungsinstanz, als Popularisierer von wissenschaftlichen Erkenntnissen und eben auch als möglicher Ort von Wissenschaftsproduktion könnte dabei eine entscheidende Aufgabe übernehmen."
Das Buch ist nicht nur für Angehörige des Wissenschaftssystems lesenswert, sondern auch für Wissenschaftspolitiker, gesellschaftliche Stakeholder und alle, die nach Perspektiven und Ideen zu Transformationsfragen suchen."