Jürgen Freimann
284
Seiten ·
32,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN
978-3-89518-851-0
(March 09, 2011)
)
"Über Geld hinaus" ist sowohl der Titel von Jürgen Freimanns Publikation, als auch Programm seiner wissenschaftlichen Arbeit. Das Werk bietet eine Rückschau auf seine Veröffentlichungen der letzen 25 Jahre. Doch die Fragestellungen, welche Freimann ins Schlaglicht rückt, sind erstaunlich aktuell und da die Artikel sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich ihrer Erscheinungsdaten weitgehend aufeinander aufbauend arrangiert sind, stellt sich beim Leser schnell eine Neugier auf die weiteren Entwicklungen ein. Als Ökonom setzt sich Freimann skeptisch mit der Disziplin der Betriebswirtschaftslehre (BWL) auseinander und kommt wiederholt zu dem Schluss, dass eine angemessene Analyse komplexer Sachverhalte mehr als die Betrachtung monetärer Ströme beinhalten muss. Freimann geht in seiner Kritik weiter. Er hinterfragt das Selbstverständnis der BWL im wissenschaftlichen Raum und bescheinigt dieser Disziplin, im "praktisch-normativen" verfangen und auf Themen des "scheinbar aktuell gestaltungsrelevanten" beschränkt zu sein. Ausgehend von dieser fundamentalen Kritik und sie immer wieder aufgreifend, begibt sich Freimann auf die Suche nach Möglichkeiten, wie die BWL zum Umweltschutz beziehungsweise zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen kann. Auf dieser Reise begegnen dem Leser viele betriebswirtschaftliche Strömungen, welche Freimann mal mehr, mal weniger ausführlich darlegt. Diesbezüglich kann man zwar nicht von einem Lehrbuch der allgemeinen etriebswirtschaftslehre in Reinform sprechen. Aber dem geneigten Leser begegnen bekannte und unbekanntere Modelle, welche hinsichtlich verschiedener Kriterien ihrer Einflussnahme untersucht werden. Immer wieder kommt Freimann zu ernüchternden Ergebnissen. So ist ein Teil des Buches der Analyse des Einflusses und der Verbreitung von Umweltmanagementsystemen, wie etwa der ISO 14.0001 gewidmet. Er stimmt mit anderen Autoren überein, wenn er betont: "Solange Ruhe herrscht an der Umweltfront, setzen [Unternehmen] andere Prioritäten". Nachhaltigkeitsaspekte werden nach wie vor lediglich hinsichtlich ihrer Kostenwirkungen untersucht. Freimann sucht die Gründe hierfür aufzudecken und gelangt erneut zu der Erkenntnis, dass die wissenschaftliche Gemeinschaft der Betriebswirte ihrer Verantwortung nicht gerecht wird. "Es gilt, unser analytisches Bild vom Unternehmen und den dort vorherrschenden Handlungsstrukturen zu präzisieren. Bevor wir weiter fröhlich instrumentieren, sollten wir zumindest einen größeren Teil unserer Kapazität darauf verwenden, die Erklärungsfähigkeit unserer Theorien zu erweitern."
Ich kann dieses Werk all jenen empfehlen, welche einen Überblick über die Rolle verschiedener wissenschaftlicher Modelle hinsichtlich ihrer ökologischen Einflussnahme erlangen wollen. Ein empirischer Teil, welcher weitgehend die 1990er Jahre betrachtet, liefert Einblicke in die Implementierung von Umweltmanagementsystemen. Obwohl sich seit dieser Zeit viel getan hat, steht zu befürchten, dass die grundlegenden Schwierigkeiten verschiedener Instrumente nach wie vor aktuell sind. ...
Doch jener zeitliche Querschnitt macht den besonderen Reiz dieses Buches aus. Er zeigt in eindrucksvoller Weise die selbst gewählten Beschränkungen wissenschaftlicher Erkenntnisobjekte auf und wischt die Illusion von nachhaltigen Veränderungen weg, welche uns bunte Werbung glauben machen will."