Vorwort von Prof. Dr. Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) und des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN)
242 Seiten
19,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-7316-1575-0
(26. Juni 2024)
Register
Seit Jahrtausenden halten Menschen Tiere. Aber ist landwirtschaftliche Tierhaltung heutzutage noch sinnvoll und notwendig? Überwiegen nicht mittlerweile die negativen Auswirkungen der Milliarden Wiederkäuer, Schweine und Hühner auf dieser Welt? Der Veganismus fordert, Tierleid für Essen, Kleidung oder andere Zwecke der Menschen zu vermeiden, und setzt auf die Abschaffung der Tierhaltung.
Dieses Buch zeigt Wege, wie sich die wachsende Weltbevölkerung sicher und gesund ernähren kann, ohne die Umwelt vollends zu zerstören. Tieren in der Landwirtschaft kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Dies gilt besonders für Wiederkäuer, die Gras in hochwertige Lebensmittel und wertvollen Dung verwandeln können.
Landwirtschaftliche Tierhaltung bietet darüber hinaus weitere Stärken und Chancen. Tiere begünstigen die Humusbildung im Boden - und verbessern damit nicht nur seine Fruchtbarkeit, sondern auch die Speicherung von klimaschädlichem CO2. Außerdem können Tiere als wertvolle Helfer zum Erhalt der Biodiversität beitragen, sind hervorragende Resteverwerter, stellen Materialien für Textilien bereit, ermöglichen lebensnotwendiges Einkommen und liefern gerade in weniger entwickelten Regionen wichtige Bausteine für eine ausgewogene Ernährung. Dieses vielfältige Potenzial, die Multifunktionalität von Tierhaltung, gilt es konsequenter einzusetzen, insbesondere um globale, regionale und lokale Stoffkreisläufe zu schließen und die Vergeudung von Ressourcen zu bremsen.
Gegenwärtig verursachen Tiere in der Landwirtschaft große Konkurrenz, vor allem um Flächen und Nahrung, die dort sowohl für Menschen wie auch Tiere produziert werden kann. Diese Konkurrenz ließe sich aufheben durch Tierhaltung, die ausschließlich auf der Fütterung von Raufutter und Resten beruht. Eine konkurrenzfreie Tierfütterung zu etablieren - und nicht vollständig auf Tiere zu verzichten, wie es der Veganismus fordert -, würde neben den anderen positiven Auswirkungen von Tierhaltung ermöglichen, landwirtschaftliche Flächen, vor allem Ackerland, effizienter zu nutzen als ohne Tiere.
Die Abwägungen in diesem Buch verdeutlichen, dass für eine gesunde und zugleich nachhaltige Ernährung aller Menschen landwirtschaftliche Tierhaltung sinnvoll, ja unverzichtbar ist. Allerdings müssen wir die Tierhaltung grundlegend ändern. Das erfordert einen umfassenden Transformationsprozess vom Stall bis zum Kochtopf inklusive Veränderungen beim Umgang mit den Tieren und deutlichen Korrekturen beim Konsumverhalten der Menschen in wohlhabenden Ländern. Die Zeit drängt - noch mehr Ungerechtigkeit, Tierleid, Hunger, Armut und Flucht sollten verhindert werden.
"Doch es gibt mutmachende Vorschläge, die je nach Schwerpunkt und persönlicher Brille unterschiedliche Menschen abholen. So sieht Cornelie Jäger, Veterinärmedizinerin und ehemalige Landestierschutzbeauftragte in Baden-Württemberg Chancen in einer "konkurrenzfreien Tierhaltung", bei der die Tiere so gehalten werden, dass keine Konkurrenz zum Menschen um Nahrung und Flächen entsteht. Insbesondere betrifft dies Wiederkäuer, die ausschließlich mit Raufutter und pflanzlichen Resten gefüttert werden können, die vom Menschen ohnehin nicht verwertet werden können. Und werden die Tiere auf der Weide gehalten, könnten sie laut Jäger soagr zum Erhalt von wertvollen und klimarelevanten Lebensräumen beitragen. Neben dieser reduzierten Tierhaltung setzt sie zudem auf eine "faire" und "gute" Tierhaltung. Einen kompletten Ausstieg aus der Tierhaltung hält sie zwar für die klimaschonendste Lösung, allerdimgs sieht sie darin kein realistisches Konzept für die ganze Weltbevölkerung."
"Das Buch betreibt kein Veganer-Bashing. Vielmehr sind einige populäre Postulate des Veganismus implizite Referenzpunkte, anhand derer die Autorin ihre Thesen entfaltet. Dabei hat sie sich viel vorgenommen und einen sehr weiten Bogen gespannt. Der beginnt bei den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und hört beim pragmatischen Ratschlag, Lebensmittel tierischen Ursprungs aus extensiver und regionaler Weidehaltung zu erwerben, nicht auf.
Schnell ist klar: Jäger hält nichts von einfachen Antworten. Sie stellt die komplizierten Fragen. Armut und Hunger besiegen, sauberes Wasser für alle bereitstellen, das Leben an Land und das Leben unter Wasser schützen - wie kann das gleichzeitig gehen? Wie lassen sich die Interessenkonflikte um diese UN-Nachhaltigkeitsziele lösen? Wie und wofür soll die weltweit vorhandene landwirtschaftlich nutzbare Fläche eingesetzt werden, um zehn Milliarden Menschen - mit so vielen rechnet die UN um das Jahr 2050 - so zu ernähren, dass auch deren Enkelkinder noch eine Chance auf ein menschenwürdiges Dasein in einer lebenswerten Umwelt haben? Ausführlich, anhand einer Fülle von Literatur und wissenschaftlichen Daten, beackert Jäger also die Themen Ernährung, Biodiversität, Klimaschutz, Bodengesundheit, Wasserverbrauch, Flächennutzung, Tierfütterung und Nahrungskonkurrenz, Entwicklungschancen und Verhaltensänderung. ...
Cornelie Jäger verknüpft die Dinge miteinander: Mehr Obst und Gemüse zu essen, könne man nicht fordern, ohne im Blick zu haben, dass wir hierzulande mit unserem Konsum pflanzlicher Lebensmittel anderen Ländern das Wasser abgraben. Die Abschaffung der Nutztiertierhaltung könne man nicht fordern, ohne über Ernährungssouveränität der Länder des globalen Südens zu sprechen. "Was ist mit den Einkommen in klein-bäuerlichen Strukturen in Asien oder Afrika", fragt Jäger. "Ich kann die tierethische Frage nicht über die Frage stellen, wie die alleinerziehende Frau ihre drei Kinder vernünftig ernähren und zur Schule schicken kann, weil sie wenigstens einige Hühner und ein paar kleinere Tiere hat. Wie kann ich solche Familien unabhängig machen von Großgrundbesitzerstrukturen? Das sind für mich ethisch auch relevante Fragestellungen." Für Jäger Punkte, in denen der Veganismus sehr europa- oder nordamerikazentriert ist. Sie zeigt in ihrem Buch auch, wie Nutztiere die Biodiversität fördern können: Extensiv genutzte magere Weiden gehörten zu den artenreichsten Öko-Systemen der gemäßigten Breiten. Die Annahme, man müsse die Natur nur sich selbst überlassen, um Artenvielfalt zu erreichen, sei falsch. ...
Wer Spaß an komplexen Argumentationslinien und vielfältigen Lösungen für große Probleme hat, der wird mit dem neuen Buch von Cornelie Jäger glücklich werden. Es ist sehr viel drin an Informationen, Ideen, Positivbeispielen und klugen Einschätzungen. Und hoffentlich weckt der provokante Titel auch das Interesse vieler vegan lebender Menschen. Das wäre dem Buch zu gönnen. Ein Gewinn für alle Lesenden, die sich Gedanken um die Zukunft der Welt, der Menschen und der Tiere machen, ist es in jedem Fall."
"Franziska Herren, die schon 2021 mit ihrer Trinkwasser-Initiative zur Feindfigur aller Agroindustriellen wurde, hat wieder ein Volksbegehren eingereicht: Fleischproduktion drosseln, panzliche Nahrung fördern. Von den Medien als «Vegi-Initiative» präsentiert, vom Bauernverband als weiterer Angriff taxiert. Nach dem klaren Nein zum letzten Versuch, gut Bewährtes zu zerstören, sei dies einfach eine «Zwängerei».
Endlich gute Kompromisse
[Der Buchtitel] provoziert - auf den ersten Blick eigentlich die Falschen. Doch in der Einleitung stellt Cornelie Jäger klar, dass es ihr keineswegs darum gehe, «die persönliche Entscheidung für eine vegane Lebensweise zu diskreditieren». Diese wäre ethisch nachvollziehbar, könne auch zur Grundhaltung vieler passen. Nur sei sie kein taugliches Konzept für die Ernährung der gesamten Weltbevölkerung. Ja, mit einem vollständigen Verzicht auf landwirtschaftliche Tierhaltung würde eine Chance vergeben, das bisher verfehlte Ziel einer Welt ohne Hunger noch zu erreichen. Auch wäre damit weder dem Klima noch dem Erhalt der Biodiversität gedient.
Das alles wird plausibel dargelegt, die heute dominante Viehwirtschaft jedoch nicht verteidigt. Ganz im Gegenteil: Vor allem in unseren Breiten muss in Zukunft weniger, sogar sehr viel weniger Fleisch konsumiert und produziert werden, wenn ein Desaster verhindert werden soll. In einer neu durchdachten, regenerativen Landwirtschaft mit naturschutzorientierten Weidesystemen hat die Tierhaltung ihren limitierten Platz. Mit passenden Arten an geeigneten Orten. Aber unser Umgang mit allen Lebewesen muss sich grundlegend ändern. Dass sich die Autorin seit Langem für Tierschutz engagiert und selbst Tierärztin ist, dürfte zum Urteil im ‹Deutschen Tierärzteblatt› beigetragen haben, dem ich voll zustimmen kann: «Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die nicht nur mitreden, sondern auch Bescheid wissen wollen.»"
"Die Autorin ist Tierärztin und steht seit vielen Jahren tief in der Materie Tierschutz. ... Sie geht in ihrem neuen Buch auf die vollwertige Ernährung ohne tierische Produkte ein und darauf, wie Tiere als fleißige Helfer Biodiversität und Ökosysteme schützen, wie Pflanzenwachstum Böden gesund hält und Klimaschutz mit Tierhaltung vereinbar ist. Sie schreibt über die Bedeutung des Wassers und das "Gras der Welt", macht sich über Verluste, Reste und Stoffkreisläufe sowie über Wolle und andere Nebenprodukte Gedanken. Abschließend zieht sie eine Zwischenbilanz und macht Vorschläge und Empfehlungen für eine faire und nachhaltge Tierhaltung.
Trotz der tierhaltungsbedingten Treibhausgasemissionen sind die großen Stärken der landwirtschaftlichen Tierhaltung unzweifelhaft: Tiere sind wertvolle Helfer bei der Landschaftspflege und für den Erhalt der Biodiversität. Sie tragen über die Humusbildung zur Bodenverbesserung bei und verhindern Bodenverlust.
Die Autorin wünscht sich, im Sinne einer differenzierten Debatte über die Landwirtschaft der Zukunft, dass die Kritik an der tierbedingten Treibhausgasemission in einem angemessenen Verhältnis stünde zu den positiven Auswirkungen der Tierhaltung auch auf andere Klimaschutzmaßnahmen bzw. das gesamte Ernährungssystems.
Kernaussage: Wer Nachhaltigkeit als Ergebnis einer Kreislaufwirtschaft versteht, die der Erholung der Ökosysteme dient, kommt bei allem Respekt gegenüber der Entscheidung, Tiere nicht zu benutzen, um eine gute und faire Tierhaltung nicht herum.
Dr. Jäger stellt heraus, dass eine erfolgreiche Pfanzenproduktion auf Tierhaltung angewiesen ist. Nur Tiere sind in der Lage, Gras in Lebensmittel umzuwandeln. Diese Erkenntnisse sind in Anbetracht des global weiterhin steigenden Fleischkonsum essenziell, wenn wir mit unseren Tieren und der Umwelt zukünftg fair und nachhaltig umgehen wollen.
Wer sorgfältig recherchierte Fakten zum Thema Veganismus sucht und evidenzbasierte Urteile statt aufgeregter Vorurteile, findet in diesem Buch von Cornelie Jäger einen fachlich soliden Zugang zu einem sachlichen Umgang mit dem Thema Veganismus. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die nicht nur mitreden, sondern auch Bescheid wissen wollen.
"... Darin plädiert Jäger dafür, landwirtschaftliche Tierhaltung nicht einseitig zu verdammen. Die individuelle Entscheidung, persönlich keinen Nutzen aus Tieren ziehen zu wollen, um ihnen Leid zu ersparen, verdiene "als konsequente, ethisch begründete Haltung allen Respekt", schreibt sie. Wenn es jedoch um Ökologie, Nachhaltigkeit, Klimaschutz und die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung geht, dem empfiehlt sie, genauer hinzuschauen.
"Ganz ohne Tierhaltung würden Chancen für eine nachhaltige Entwicklung vergeben", lautet eine zentrale These ihres Buchs. Nur eine Verbindung von Ackerbau und Tierhaltung ermögliche eine Kreislaufwirtschaft, die beschädigte Ökosysteme regeneriert, keine Ressourcen oder Reste vergeudet und Menschen überall auf der Welt eine vollwertige Ernährung ermöglicht. Mehr Tierwohl und eine möglichst effiziente Nutzung lokal verfügbarer Ressourcen seien ohne Konkurrenz um Ackerflächen möglich, wenn parallel mehr pflanzliche und weniger von Tieren stammende Lebensmittel konsumiert würden.
Die Betonung liegt bei Jäger auf dem Begriff "gute Tierhaltung". Die kann für sie nicht in industrieller Massentierhaltung bestehen. Die Autorin weist ausdrücklich darauf hin, dass 15 Prozent aller Treibhausgase heute aus der weltweiten Tierhaltung stammen. "Landwirtschaftliche Tierhaltung, wie wir sie im wohlhabenden globalen Norden mittlerweile gewohnt sind, können und dürfen wir nicht weiter praktizieren oder gar ausdehnen", schreibt sie - das alles detailliert, wissenschaftlich fundiert und gut lesbar."
Mi, 18. September 2024 | „Gast vor 8“ bei SWR Kultur am Abend: Zur Aufzeichnung |
Fr, 11. Oktober 2024 |
Podiumsdiskussion alternative Eröffnung Muswiese in Rot am See-Musdorf (mit Cem Özdemir und Jan Plagge) Pressemitteilung von Bioland |
Mi, 23.Oktober 2024, 19.30h |
Zehntscheuer, Ammerbuch-Entringen: Buchvorstellung beim BUND-OV Ammerbuch Termine | BUND OV Ammerbuch (bund-ammerbuch.de) |
Di, 19. November 2024, 19.30h |
Ismaning: Buchvorstellung bei vhs München-Nord: VHS im Norden des Landkreises München e.V.: Vegane Irrtümer (vhs-nord.de) |
Mi, 12. März 2025, voraussichtlich 20.15h | Vortrag zu Buchinhalten beim Online-Fachforum der Ökologischen Tierzucht gGmbH (ÖTZ) |
Do, 20. März 2025 | Reutlingen: Buchvorstellung bei vhs Reutlingen |