Aus der Einleitung:

Zunächst einmal: Was ist unter „Sozialer Marktwirtschaft“ überhaupt zu verstehen? Der Begriff wird jedenfalls sowohl im Schrifttum als auch in der öffentlichen Debatte mehrdeutig verwendet. Vielfach dient der Begriff schlicht dazu, die deutsche Wirtschaftsordnung zu kennzeichnen, die nach 1948 schrittweise zunächst in Westdeutschland eingeführt und mit dem Vertrag über die deutsche Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion vom Juli 1990 auch auf die ostdeutschen Länder übertragen wurde. Obwohl diese Ordnung im Zeitablauf bis zur Gegenwart vielfältige Änderungen erfuhr, wird sie nach wie vor „Soziale Marktwirtschaft“ genannt.

Offenkundig ist der Begriff populär. Das zeigt sich auch daran, dass die deutschen Parteien bis auf die „Linke“ bei Wahlen regelmäßig für mehr „Soziale Marktwirtschaft“ plädieren, auch wenn sie dabei unterschiedliche Vorstellungen und Ziele im Kopf haben. Dahinter verbirgt sich aber eine zweite Begriffsinterpretation, die das Adjektiv „sozial“ fokussiert. Insoweit wird mit „Sozialer Marktwirtschaft“ der Anspruch formuliert, eine besonders „soziale“ Ordnung zu repräsentieren, vor allem in Abgrenzung zum Kapitalismus des 19. Jahrhunderts, dessen Schattenseiten bekanntlich die damalige „soziale Frage“ entstehen ließen. Nur in dieser Interpretation macht die Frage des Beitragstitels überhaupt erst Sinn.

Wie sozial ist aber diese deutsche Wirtschaftsordnung? Wird sie als (ausreichend) sozial wahrgenommen und woran kann man das ablesen?