"Jahrbuch Ökonomie und Gesellschaft" · Band 27
333 Seiten
34,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-7316-1153-0
(September 2015)
Das Jahrbuch widmet sich dem 'Zukunftsprojekt Sozialökonomie'. Eine sich ihrer eigenen Theorie- und Begriffsgeschichte bewusste, auf Gegenwart und Zukunft gerichtete Sozialökonomie hat als Wissenschaft jede Chance, die Erkenntnisschranken einer zunehmenden einzeldisziplinären Spezialisierung zu überwinden und durch innovative Lehrperspektiven Befähigungen zur Bewältigung der komplexen Anforderungen zu vermitteln, die aus der Dynamik von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik resultieren.
In den Beiträgen des Jahrbuchs soll einerseits eine notwendige Selbstbeschreibung der Sozialökonomie als eigenständige Wissenschaftsdisziplin in Bezug auf klassische Vordenker und Vorreiter wie z.B. Max Weber, Amitai Etzioni oder Arthur Spiethoff und die Auseinandersetzung mit verwandten Theorieschulen wie der Regulationstheorie und anderen heterodoxen Ökonomiken geleistet werden. Andererseits geht es um Spezialisierungen innerhalb sozialökonomischer Theorieansätze und deren konkrete Anwendung in sozialökonomischen Forschungsfeldern.
"Ist die Sozialökonomie ein Zukunftsprojekt, fragen Arne Heise und Kathrin Deumelandt und liefern die Antwort gleich mit. Der Sozialökonomie geht es um die Wiedereinbettung der ökonomischen Forschung in die Gesellschaft. Sie ist ein Zukunftsprojekt in zweierlei Hinsicht: Zum einen als eine transformative Wirtschaftswissenschaft, die interdisziplinär die Bedingungen für eine Große Transformation erforscht, zum anderen als eine wissenschaftliche Disziplin im Werdungsprozess, die sich von der Mainstream-Ökonomie emanzipiert und sich plurale ökonomische Ansätze zu eigen macht.
Noch befindet sich die Sozialökonomie auf der Suche nach sich selbst. Getraude Mikl-Horke sucht im ersten Teil des Bandes die Wurzeln der Sozialökonomie unter anderem bei Weber, Schumpeter, Polanyi sowie im Ordo-Liberalismus. Wie für Heranwachsende üblich, steckt die Sozialökonomie momentan noch in einer Abgrenzungsphase gegenüber ihren Eltern, der Wirtschaftssoziologie sowie dem ökonomischen Mainstream. Laut Andrea Maurer grenze sich die Sozialökonomie insbesondere dadurch von diesen ab, dass sie disziplinäre Grenzen überwinde und darüber einen komplexeren Blick auf Ökonomie und Gesellschaft entfalte. Sie wolle die Fehler der orthodoxen neoklassischen Lehre nicht wiederholen und setze sich daher laut Ralf Ptak kritisch mit deren Grundirrtümern auseinander, wie dem Denken in falschen Dichotomien zwischen Staat und Markt und dem Ausschluss zentraler ökonomischer Einflussfaktoren wie Natur und Care-Tätigkeiten.
Die Sozialökonomie versteht sich als autonome Disziplin mit einer eigenen theoretischen Perspektive. Im zweiten Teil des Bandes diskutieren Stefan Kesting und Sebastian Thieme die Beiträge von Etzioni und Spiethoff für die sozialökonomische Theorie. Etzionis kommunitaristischer Beitrag betont die Einbettung ökonomischen Handelns in Gemeinschaften. Diese seien erst Voraussetzungen für fairen Wettbewerb und einen funktionierenden Markt. Zwei Arbeitsgruppen um Simon Weingärtner und Marlene Haupt geben derweil einen Überblick über die sozialökonomische Arbeits- und Wohlfahrtsstaatsforschung. Sozialökonomische Forschung geht zwar vom Grundsatz her über die Erforschung sozialpolitischer Fragen hinaus, legt auf diese Forschungsfelder aber doch ihren Fokus, wie der dritte Teil des Bandes zeigt. Gute Arbeit dürfe laut Markus Holler und Ernst Kistler nicht allein als quantitativer Produktionsfaktor verstanden werden, vielmehr müsse aus sozialökonomischer Perspektive deren qualitative Dimension im Fokus stehen. Ein recht pessimistisch stimmendes Bild der pluralen ökonomischen Hochschullandschaft zeichnen Arne Heise und Sebastian Thieme. Als Zukunftsprojekt bleibe der Sozialökonomie nur die Abstimmung mit den Füßen und der Aufbau einer eigenständigen wissenschaftlichen Gemeinschaft. Diese junge Disziplin löst sich allmählich von ihrem Elternhaus und geht eigene Wege und ich bin sicher, dieser Jugend gehört die Zukunft!
Der Sammelband richtet sich vor allem an Sozialökonom/innen, die sich mit ihrer Disziplin auseinandersetzen wollen. Offen bleibt jedoch eine eindeutige Abgrenzung gegenüber der Wirtschaftssoziologie. Der Band bietet aber auch interessante Ansätze für die sozialökologische Transformationsforschung. Über die sozialökonomische Perspektive wird diese um Kategorien wie soziale Ungleichheit und wirtschaftliche Macht angereichert. Ein stärkerer Austausch mit der sozialökologischen Forschung wäre jedoch wünschenswert und mit Sicherheit produktiv gewesen."
Sozial-strukturelle Kontexte der Weiterbildungsteilnahme im geschlechtsspezifischen Lebenszusammenhang
Wohlfahrtsstaatsvergleiche aus sozialökonomischer Perspektive
Sozialökonomie – ein Zukunftsprojekt
Die Marginalisierung der heterodoxen Ökonomik
Gute Arbeit – eine Analyse ihrer unzureichenden Realisierung und ihrer Folgen
Die Rückkehr der Jedi-Ritter
Sozioökonomie – Wirtschaft und Gesellschaft zusammen denken?
Was für eine Ökonomie ist die Sozialökonomie/Sozioökonomie?
Sozialökonomie als zukunftsorientierter Ansatz einer heterodoxen Wirtschaftswissenschaft?
Integratives Wirtschaftsstildenken
Ökonomische oder soziale Logik?