266 Seiten
19,80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-89518-772-8
(November 2009)
Die heterodoxe Ökonomie umfasst eine Vielfalt von Strömungen. Dieses Buch stellt diese Ansätze und ihre zentralen Fragestellungen dar und geht auch der Frage nach, was diese Strömungen gemeinsam haben. Die Themen reichen von dem Verhältnis heterodoxer Ökonomieansätze zur Wirtschaftssoziologie über marxistische und postkeynesianische Ansätze bis hin zur Regulationstheorie und Theorien kapitalistischer Entwicklung in der Peripherie. Damit gibt der Band nicht nur einen kompakten Überblick über verschiedene heterodoxe Ansätze im deutsch- und englischsprachigen Raum, sondern auch Einblicke in die hierzulande weniger bekannten wirtschaftswissenschaftlichen Debatten in Frankreich oder Lateinamerika.
"Wer bisher im deutschsprachigen Raum nach einem umfassenden Lehrbuch zu heterodoxer Ökonomie suchte, wurde nicht fündig. Dieser Sammelband stellt nun den ersten Versuch dar, die Bandbreite heterodoxer Ansätze umfassend darzustellen. Ein Vorteil ist dabei, dass die Autor|inn|en über umfassende Lehrerfahrung im Bereich heterodoxer Ökonomie verfügen.
Die meisten im Buch vorgestellten Ansätze werden im Rahmen des Vertiefungsfachs Heterodoxe Ökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien unterrichtet, welches jedoch in den nächsten Jahren auslaufen wird.
Die einzelnen Beiträge sind sehr gut gelungen und vermitteln einen soliden Überblick über die jeweiligen heterodoxen Ansätze. Für ein Abbild der weltweiten Heterodoxie fehlt allerdings eine umfassendere Auseinandersetzung mit der feministischen, evolutionären, institutionellen und ökologischen Ökonomie, welche im Buch nur am Rande behandelt werden, ohne dass ihnen jedoch ganze Beiträge gewidmet sind.
Obwohl die einzelnen Beiträge dem Ziel gerecht werden, heterodoxe Ökonomie nicht rein negativ, d.h. in Abgrenzung zur Mainstream-Ökonomie bzw. Neoklassik zu definieren, sind die größten Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Denkschulen negativ bestimmt: Bei allen heterodoxen Ansätzen wird die Bedeutung von Unsicherheit im Gegensatz zur Neoklassik hervorgehoben, welche eine »durchgängige Transparenz ökonomischer Entscheidungen und Erwartungen« (9) annehme. Die Rolle von historischer Zeit wird betont - wiederum in Abgrenzung zur Neoklassik, welche ausschließlich auf Basis logischer Zeit argumentiere. Konventionen und Institutionen spielen bei allen heterodoxen Ansätzen eine wichtige Rolle. Im Gegensatz zur Neoklassik wird der Anspruch auf einen interdisziplinären Zugang, eine erkenntnistheoretische Fundierung der eigenen wissenschaftlichen Arbeit und Methodenpluralismus erhoben. Blindes Vertrauen in den Marktmechanismus wird abgelehnt, Märkte werden vielmehr als »soziale Prozesse« (207) verstanden, auf denen es asymmetrische Machtbeziehungen gebe. Eine »Auseinandersetzung mit den Machtstrukturen der Gesellschaft« (149) sei deshalb notwendig. Und um Machtstrukturen zu untersuchen, müsse der methodologische Individualismus der Neoklassik überwunden werden. Was jedoch nicht entwickelt wird, ist eine positive Definition von Heterodoxer Ökonomie, die mit konkreten politischen Empfehlungen verbunden ist. Zwar diskutieren einzelne Beiträge politische Maßnahmen, sie beziehen sich dabei jedoch kaum aufeinander. Dabei wäre gerade jetzt, wo die Mainstream-Ökonomie durch die aktuelle Krise geschwächt ist, die Entwicklung heterodoxer Politikmaßnahmen besonders wichtig.
Insgesamt gelingt es dem Buch, dem Anspruch einer umfassenden aber auch hörsaaltauglichen Darstellung heterodoxer Ansätze gerecht zu werden. Ein wenig zu kurz gekommen ist eine Ausarbeitung der Gemeinsamkeiten der verschiedenen heterodoxen Ansätze, und leider fehlt eine konsistente Darstellung grundlegender Politikalternativen. Wünschenswert wäre daher eine Fortsetzung des Buchs, in der unter anderem die Frage behandelt wird, wie eine Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik aussehen könnte, die die Stärken der verschiedenen heterodoxen Ansätze verbindet."
Regulationstheorie
Theorien zum peripheren Kapitalismus
Zur Politischen Ökonomie der Medien
Das Ökonomieverständnis in der Wirtschaftssoziologie
Die Marxsche Ökonomie: von Marx zu aktuellen Debatten
Kritik und Krisis der orthodoxen Ökonomie und die epistemologische Konstitution der heterodoxen Ökonomie
Geldtheorie und Instabilität des Finanzmarktes
Effektive Nachfrage, Einkommensverteilung und Inflation