305 Seiten
19.80 EUR
(inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-89518-543-4
(März 2006)
Register
Die in Institutionen festgeschriebenen, sich im täglichen Handeln aktualisierenden Beziehungen zwischen den Geschlechtern strukturieren das Leben der Menschen. Sie sind integraler Bestandteil der Reproduktions- und Produktionsverhältnisse einer Gesellschaft. Eher zurückhaltend bei der Berücksichtigung dieser Verhältnisse war bislang die ökonomische Theorie. Weder hat sich eine feministische Ökonomik etablieren können noch hat sich eine Feminisierung der Lehrbuchökonomik ergeben.
Ziel des Bandes ist es, die Diskussionen um Ökonomie und Geschlecht zu vertiefen und den aktuellen Stand derjenigen Forschung zu dokumentieren, die Geschlechterverhältnisse an zentraler Stelle in die Theoriebildung und Forschung integriert. Zu klassischen Politikfeldern wie der Beschäftigungs- oder der Gesundheitspolitik liefert der Band einführende und mit empirischem Material angereicherte Analysen. Sowohl die (Nicht-) Berücksichtigung der Geschlechterverhältnisse in der ökonomischen Forschung als auch Bausteine einer geschlechtergerechten Ökonomik werden behandelt.
"Wie lassen sich hierarchisch strukturierte Geschlechterverhältnisse durch ökonomische Ansätze erklären. Setzen sich ökonomische Theorien mit der Geschlechterproblematik auseinander und wenn ja, wie? Diese Fragen stehen im Zentrum des Sammelbandes von Torsten Niechoj und Marco Tullney. Geschlechterverhältnisse sind, so die Herausgeber, konstitutiv für die Art und Weise der wirtschaftlichen Beziehungen innerhalb der Gesellschaft, wirken aber auch - oftmals verdeckt - konstitutiv für ökonomische Themen. Um diesen verdeckten Spuren nachzugehen, sind die ersten drei Beiträge des Bandes der Auseinandersetzung mit gängigen Theorien der Ökonomie gewidmet, von der Haushaltsökonomie und den new home economics von Gary S. Beecker über Neo-Institutionalismus bis hin zu marxistischen Ansätzen. ...
Nach dieser theoretisch gelagerten Debatte wendet sich der Band der Auseinandersetzung mit einzelnen Politikfeldern zu, in denen die Dimensionen von Geschlecht in den ökonomischen Verhältnissen hervortreten. Ulla Knapp betrachtet Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik, Lutz C. Kaiser widmet sich der Frage "Vom Leit- zum Streitbild: Normalarbeitsverhältnis - quo vadis?", Astrid Ziegler untersucht Differenzierung und Diskriminierung beim Erwerbseinkommen, Mechthild Veil analysiert die Rentenreform 2001, Simone Leiber die Gesundheitspolitik und Mascha Madörin plädiert abschließend für eine eigene Theorie der Care-Ökonomie. Die detailreichen Beiträge des Bandes bieten einen empirisch fundierten Überblick über die einzelnen Politikfelder. ...
Der Sammelband von Niechoj und Tullney liefert einen relativ umfassenden Überblick über verschiedene Ansatzpunkte und Ansatzweisen, Geschlechterverhältnisse ökonomisch und Ökonomie aus Geschlechterperspektive zu betrachten. Ins Auge springt jedoch, dass der Bereich der internationalen Beziehungen vernachlässigt wird - Entwicklungen wie die global care chain finden lediglich in einzelnen Absätzen Beachtung. Darüber hinaus bietet der Band jedoch durch seinen umfassenden Ansatz einen hervorragenden Einstieg in der Thema, was ihn m.E. insbesondere für den Einsatz in Lehrveranstaltungen empfiehlt. Last but not least zeichnet sich das Buch durch besonders gute Verständlichkeit und Lesbarkeit aus."
Insgesamt muss den beiden Herausgebern bescheinigt werden, dass sie ein thematisch gut strukturiertes und gut lesbares Buch zusammengestellt haben. Zwar haben die Bewertungen und Urteile in den einzelnen Aufsätzen zum Teil einen fast schon resignativen Unterton. Allerdings spricht dies nicht gegen das Buch, sondern für die Nüchternheit der Autorinnen und Autoren in ihren Einschätzungen. Wer sich mit Stand und Perspektiven der Geschlechterforschung in der ökonomischen Wissenschaft auseinandersetzen will, kommt um das Buch von Tullney und Niechoj nicht herum.
Insgesamt liefert die Herausgeberschrift einen informativen und vielfältigen Überblick zum Thema.
Ökonomie - ein geschlechterloser Gegenstandsbereich ?
Gender: (K)ein Thema der Wirtschaftssoziologie ?!
Marxistische Theorien und feministische Debatten
Vom Leit- zum Streitbild: Normalarbeitsverhältnis - quo vadis?
Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik
Gesundheitspolitische Reformpfade aus der Geschlechterperspektive
Plädoyer für eine eigenständige Theorie der Care-Ökonomie
Neue Akteure und Geschlechterbilder der Rentenreform 2001
Differenzierung und Diskriminierung beim Erwerbseinkommen