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 Startseite » Ökonomie  » Entwicklung, Wachstum & Wissen  » Wachstum, Entwicklung & Strukturwandel 

Postwachstumsgesellschaft

Konzepte für die Zukunft

"Ökologie und Wirtschaftsforschung"  · Band 87

247 Seiten ·  18,00 EUR (inklusive MwSt. und Versand)
ISBN 978-3-89518-811-4 (August 2010) )

Geleitwort von Bundespräsident a.D. Horst Köhler

 

Trotz zahlreicher wachstumskritischer Stimmen halten Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an ihrer Orientierung am Wirtschaftswachstum fest. "Nachhaltige Entwicklung" wird als "nachhaltiges Wachstum" vereinnahmt; der Schutz der Umwelt steht unter Wachstumsvorbehalt. Warum ist die Fixierung auf das Wirtschaftswachstum so stark? Weil unsere sozialen Sicherungssysteme wie Altersversorgung und Gesundheitswesen davon abhängig sind. Weil wir uns darauf eingestellt haben, dass alles immer größer wird: das Budget des Staates, die Aktienkurse und die Unternehmensumsätze, das eigene Einkommen und unser Konsum. Das westliche Entwicklungsmodell ist strukturell auf fortdauerndes Wirtschaftswachstum ausgerichtet und angewiesen.

Dieses Buch nimmt die Wachstumskritik auf und geht über sie hinaus. Es zeigt die systemischen Zwänge auf, die uns am Wachstumspfad festhalten lassen, und stellt alternative Entwicklungsmöglichkeiten für eine Gesellschaft vor, die nicht auf Wachstum angewiesen ist - für eine Gesellschaft, in der es sich auch ohne Wachstum gut leben lässt. Es will zu einer Diskussion darüber einladen, wie die Zwänge überwunden und neue Perspektiven gewonnen werden können: Perspektiven für eine Postwachstumsgesellschaft.

Zu diesem Buch wird auch ein Blog betrieben, den Sie unter Postwachstum.de finden. Dort bietet sich die Möglichkeit, interaktiv über die Ideen und Reformvorschläge des Buches mitzudiskutieren.


Einblick

Irmi Seidl, Angelika Zahrnt
Anliegen des Buches und Übersicht

Irmi Seidl, Angelika Zahrnt
Argumente für einen Abschied vom Paradigma des Wirtschaftswachstums

Joachim Radkau
Wachstum oder Niedergang: ein Grundgesetz der Geschichte?


Gesellschaftsbereiche

François Höpflinger
Alterssicherungssysteme: Doppelte Herausforderung von demografischer Alterung und Postwachstum

Hans-Peter Studer
Gesundheitswesen als kosteneffizientes Solidarsystem mit Eigenverantwortung

Christine Ax
Bildung fürs Leben

Norbert Reuter
Der Arbeitsmarkt im Spannungsfeld von Wachstum, Ökologie und Verteilung

Inge Røpke
Konsum: Der Kern des Wachstumsmotors

Matthias Möhring-Hesse
Warum die Verteilung Gerechtigkeit, nicht aber Wachstum braucht

Gerhard Scherhorn
Unternehmen ohne Wachstumszwang: Zur Ökonomie der Gemeingüter

Thomas Jorberg
Finanzmärkte und Aufgabe der Banken

Lorenz Jarass
Faire und effiziente Steuerpolitik

Bernd Meyer
Ressourceneffiziente Wirtschaftsentwicklung unter dem Primat ökologischer Ziele

Irmi Seidl, Angelika Zahrnt
Staatsfinanzen und Wirtschaftswachstum

Claudia von Braunmühl
Demokratie, gleichberechtigte Bürgerschaft und Partizipation


Internationaler Blick

Interviews mit:

Serge Latouche: "Inzwischen kennt die französische Öffentlichkeit den Begriff "Décroissance"

Tim Jackson: "In Großbritannien fängt eine ernsthafte Debatte an"

Rita Trattnigg: "Momente des Wandels" - Über die österreichische Art, die Wachstumsdebatte zu führen

Juliet Schor: "In der US-amerikanischen Öffentlichkeit und Politik ist Wachstumskritik ein Tabu"


Ausblick

Irmi Seidl, Angelika Zahrnt
Verbindungslinien: Inhaltliche Zusammenhänge zwischen den Themen

Irmi Seidl, Angelika Zahrnt
Forschungslandkarte für eine Postwachstumsgesellschaft


Thesen für eine Postwachstumsgesellschaft

NET-Journal, 2013, Heft 5/6, S. 61

"Die Leser des "NET-Journals" sowie Erfinder und Entwickler energietechnischer Novitäten stellen immer wieder die Frage, warum vieles nicht oder sehr schleppend vorankommt. Ihr Selbstbewusstsein als Urheber, ihr Sachverstand und logisches Denken lassen sie die Optionen für eine drängende nachhaltige Energieversorgung erkennen, die ohne die diesen "Angeboten" zuzubilligende Wertschätzung unbeachtet oder auf der Wartebank liegen bleiben. Ein kardinaler Grund dafür ist die Orientierung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft am dogmatisierten Wirtschaftswachstum. Wir sind darauf eingestellt, dass alles immer zunehmend muss: das Budget des Staates, die Aktienkurse und die Unternehmensumsätze, der allgemeine und der persönliche Konsum. Das westliche Entwicklungsmodell ist strukturell auf fortwährendes Wirtschaftswachstum ausgerichtet und angewiesen.

Obwohl das hier vorgestellte Buch bereist 2010 erschienen ist, haben seine "Konzepte für die Zukunft" nicht an Aktualität eingebüßt. Sie bleiben wichtig und zielführend, bis eine "Postwachstumsgesellschaft" konkrete Konturen angenommen hat."

uwf (2012), 19:293-295 ()

"Nicht die Begründungen, warum sich die altindustriellen Gesellschaften vom Paradigma des gesellschaftlich eingeübten Glaubens an die Glück spendende Kraft des fortwährenden Wirtschaftswachstums lösen sollten, ist das zentrale Thema, sondern die Fragen, warum so Viele an diesem Glauben festhalten, ob wohl sie es besser wissen (müssten) und was sich gegen diese Glaubensroutine tun lässt. Der Anspruch der Herausgeberinnen an das Werk ist beachtlich hoch, indem sie formulieren. "Dieses Buch will aufzeigen, wie vom ständigen Wirtschaftswachstum abhängige Bereiche in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft so gestaltet resp. umgestaltet werden können, dass diese und damit auch Politik und Gesellschaft nicht weiter auf ständiges Wirtschaftswachstum angewiesen sind" (S. 23 f.).

Schon dieser Ansatz macht berechtigter Weise neugierig, aber bitte nicht auf fertig erscheinende, am Reißbrett entworfene Konzepte, wie man schnell den Weg zu einer konsistenten und realisierbaren Postwachstumsgesellschaft kommen könnte. Nein, der hohe Wert dieses Buches liegt nicht in einer fertigen Beschreibung einer Postwachstumsgesellschaft und einer präzisen Navigation zu dieser, sondern darin, die abstrakt-allgemeine Kritik am Wirtschaftswachstum auf konkrete politische Handlungsfelder hinunter zu brechen, die in diesen jeweils empfundenen Handlungsanreize und Denkroutinen der Verantwortlichen zu analysieren und - zumindest exemplarisch - Alternativen vorzuschlagen.

Ob sich die Leserschaft mit den Lösungsvorschlägen, die der Autorinnen und Autoren machen, anfreundet oder nicht, ist nicht der zentrale Erfolgsmaßstab dieses Buches. Bedeutsamer ist das Anliegen, plausibel zu machen, dass man nicht auf ständiges Wirtschaftswachstum setzen muss, um eine begründete Hoffnung zu haben, das Leben Vieler zu verbessern. Und noch wichtiger: Leserinnen und Leser fühlen sich bei fast allen Beiträgen angeregt, eigene Überlegungen zum Warum und Wie einer Postwachstumsgesellschaft anzustellen.

... Diese Beispiele mögen zeigen, dass - wer im Themenfeld "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" - so der Name der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages dieser Legislaturperiode - mitreden und vor allen Dingen kritisch mitdenken will, dieses Buch nicht nur gelesen, sondern zu eigenen Überlegungen genutzt haben sollte. Für den Rezensenten ergeben sich zwei übergreifende Denkanstöße: Welche grundlegend neuen institutionellen Arrangements sind erforderlich, um zu einer Postwachstumsgesellschaft zu gelangen, und wie lassen sich diese neuen Institutionen so gestalten, dass sie die individuelle Freiheit sichern?

Wer sich die Einzelbeiträge nicht sogleich im Detail ansehen möchte, der oder dem sei empfohlen, dem sei der sehr gut gelungene Beitrag der Herausgeberinnen "Verbindungslinien: inhaltliche Zusammenhänge zwischen den Themen" als wichtige Orientierung zu lesen. Diese Lektüre ist ein starker Anreiz, um sich doch den verschiedenen Aufsätzen näher zu widmen."



Weitere Informationen - Artikel, Interviews, Fotos

Informationen anzeigen




Geographica Helvetica, Jg. 66, 2011, Heft 4, S. 290-1 ()

"Wenngleich sich die in diesem Teil versammelten Autoren/innen auch in recht unterschiedlichem Mass und auf vielfache Weise auf die Fragestellung des Buches einlassen, so überzeugen insgesamt die zusammengetragenen Visionen für eine Erneuerung der Gesellschaft. Und die Zusammenschau der Beiträge verdeutlicht, dass und wie Entwicklungsperspektiven konsistent zu werden versprechen. Synergien werden vielfach sichtbar - z.B. in Bezug auf ein neues Verständnis und eine andere gesellschaftliche Wertschätzung von Arbeit. Auch stellen die zwei grundlegenden, bereichsübergreifenden Beiträge zu Gerechtigkeit (Möhring-Hesse) und Demokratie/Teilhabe (von Braunmühl) einen Brückenschlag zwischen den Gesellschaftsbereichen her. ...

Die aus der Analyse der verschiedenen Gesellschaftsbereiche herausgeschälten Perspektiven und Wandlungsoptionen (Teil 2) bilden das Kernstück des sehr anregenden Buches. Die Autoren/innen zeigen, dass Quer-, Neu- und Voraus-Denken nicht nur Not tut, sondern auch zu überraschenden Erkenntnissen führt. Dabei ist die Auswahl der Themenfelder eng an das Leitbild nachhaltige Entwicklung angelehnt."



Kritisch lesen, http://www.kritisch-lesen.de/2012/02/postwachstumistische-mythen/ ()

"Während diese Aufsätze harmlos scheinen oder ? bei Reuter und Jarass ? bisweilen durchaus überlegenswerte Ansätze im Sinne einer verteilungsgerechteren Gesellschaft finden, zeigt sich in anderen Aufsätzen die Fragwürdigkeit "wachstumskritischer" Haltungen sehr deutlich. Paradebeispiel hierfür ist François Höpflinger, der einmal mehr die Forderung nach einer Verlängerung (auch) der Lebensarbeitszeit aufstellt, hier "wachstumskritisch" begründet. Ist die "Rente mit 67" als faktisches Rentenkürzungsprogramm heute schon gesetztes Recht, so wird hier der Boden für eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters bereitet ? was letztlich wiederum in erster Linie jene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu bezahlen haben, die im Berufsalltag körperlich oder psychisch besonders harten Anforderungen ausgesetzt sind und für die schon die Rente mit 65 ein illusorischer Wunschtraum war.

Die "wachstumskritische" Debatte zeigt sich in weiten Teilen als hochgradig ignorant gegenüber den sozialpolitischen und verteilungspolitischen Implikationen ihrer Forderungen. Die einzige Umverteilung, die ernsthaft und breit diskutiert wird, ist jene der radikalen Umverteilung und Verkürzung der Arbeitszeit mit dem Ziel, auf diese Weise das Wachstum zu bremsen oder umzukehren. Nun mag man einer Verkürzung der Arbeitszeit im Grundsatz zwar mit Sympathie gegenüberstehen. Stutzig machen sollte allerdings, dass die Frage eines Lohnausgleichs seitens der "Wachstumskritiker" kaum thematisiert wird. Viele Beschäftigte arbeiten heute 40 Stunden bei einem Stundenlohn von fünf oder sieben Euro. Wie diese Kolleginnen und Kollegen sich und ihre Familien zukünftig bei halbierter Arbeitszeit und gleichem Stundenlohn durchbringen sollen, bleibt das Geheimnis der "Wachstumskritiker". Antworten finden sich auch in dem hier zu besprechenden Sammelband nicht. Kapitalismuskritik sieht anders aus.

Und selbst wo die soziale Frage zumindest angesprochen wird, sind die Konzepte zur tatsächlichen Umsetzung bestimmter sozialpolitischer Forderungen im Besonderen ebenso dünn wie die Konzepte einer "Postwachstumsökonomie" im Allgemeinen. Hier wär etwa zu verweisen auf Irmi Seidls und Angelika Zahrnts "Argumente für einen Abschied vom Paradigma des Wirtschaftswachstums" im hier besprochenen Sammelband.

Die in den Aufsätzen des Sammelbandes beschriebene "Wachstumskritik" krankt aber keineswegs nur an einem Mangel an Reflexion ihrer sozialen und verteilungspolitischen Implikationen. Mindestens ebenso fragwürdig, und beides ist eine Gemeinsamkeit des Mainstreams der "wachstumskritischen" Debatte, ist ihr Verständnis von dem, was Wachstum überhaupt ist. Tatsächlich ist dieses nämlich nichts anderes als eine statistisch konstruierte Größe ? die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) einer bestimmten Zeitperiode, etwa einem Quartal oder einem Jahr. Das BIP wiederum erfasst die in Geld gemessenen Marktwerte der in dem genannten Zeitraum produzierten Waren und Dienstleistungen. Undokumentierte Arbeit, andere nicht registrierte Beschäftigung sowie staatliche Leistungen werden durch Schätz- bzw. Ersatzwerte einbezogen. Beim Vergleich des BIP verschiedener Zeitperioden wird zudem die Geldentwertung berücksichtigt.

Das BIP bezieht also ausschließlich marktförmig produzierte Waren und Dienstleistungen ein, die in Geldform auf Basis ihrer Marktpreise erfasst werden. Damit stellt es per se keinen Indikator für Ressourcenverbrauch oder für Umweltbelastung dar; es kann folglich durchaus ein schrumpfendes BIP mit steigendem Ressourcenverbrauch oder umgekehrt ein wachsendes BIP mit sinkendem Ressourcenverbrauch geben. Einen methodischen, systematischen und zwingenden Nexus zwischen dem statistischen Indikator "Wachstum" und dem Ressourcenverbrauch bzw. der Umweltbelastung gibt es nicht.

Das Problem ist nun, dass die pauschale und undifferenzierte Forderung nach einem Ende des Wachstums sich nicht dafür interessiert, in welchen Bereichen und auf welche Weise eine Volkswirtschaft schrumpfen soll. Sie interessiert sich auch nicht dafür, wo eigentlich ? erstens ? Umweltzerstörung und Ressourcenverbrauch in welchem Ausmaß stattfinden und ob ? zweitens ? bestimmte Maßnahmen gegen das Wachstum tatsächlich zu einem geringeren Ressourcenverbrauch führen. Wer vor diesem Hintergrund schlicht eine Begrenzung oder Umkehrung des Wachstums fordert, sieht sich drei unbequemen (und vermutlich nicht gewollten) Konsequenzen gegenüber:

Erstens droht er oder sie, statistischen Taschenspielertricks aufzusitzen. Die Forderung vieler ?Wachstumskritiker? ? auch im vorliegenden Sammelband ? nach mehr Ehrenamt und Selbstversorgung bedeutet nämlich nichts anderes als die Weiterführung bisher am Markt erbrachter Produktion fernab des Marktes. Umweltfreundlicher wird das Produzieren dadurch nicht, seine Produkte fließen lediglich nicht mehr in die Berechnung des Bruttoinlandsprodukts ein.

Zweitens liegt der Ressourcenverbrauch schon heute weit jenseits des Verträglichen, so dass selbst ein gewisser Rückgang des BIP nicht viel helfen würde. "Wachstumskritik" droht hier den Blick auf das tatsächlich Notwendige zu verstellen, nämlich die Entwicklung und Durchsetzung umweltverträglicherer und ressourceneffizienterer Produkte und Produktionsverfahren.

Eine dritte und noch sehr viel gravierendere Konsequenz der pauschalen und undifferenzierten Forderung nach einem Ende des Wachstums ist, dass damit argumentationslogisch auch ökologisch sinnvolle Projekte, Entwicklungen und Investitionen in Frage gestellt werden ? denn auch sie steigern das BIP und damit das Wachstum. Hier wäre beispielhaft zu verweisen auf die Behebung von Schäden an Natur und Umwelt oder Investitionen in Recycling, erneuerbare Energien sowie eine bessere Ressourcen- und Energieeffizienz. Auch hier ist zu konstatieren: Eine überzeugende Kapitalismuskritik sieht anders aus. Für alle drei Konsequenzen finden sich Beispiele in dem hier zu besprechenden Sammelband."



Widerspruch 54 (2011), S. 83-84 ()

"Im anschließenden Teil versuchen sie daher, Verbindungslinien zwischenden Themen zu ziehen. Auch wenn dies recht unsystematisch geschieht, so schält sich doch als entscheidendes Merkmal einer Postwachstumsgesellschaft das Kriterium der Verteilungsgerechtigkeit heraus. Denn da es nun keine Zuwächse mehr geben wird, die verteilt werden können, werden "Verteilungsungleichheiten ... politisch brisanter" (223) Die Folgerungen, die sie daraus ziehen, sind insbesondere, dass mehr Güter wie Gesundheit, Bildung, Mobilität öffentlich und allgemein zugänglich werden müssen, dass durch Arbeitszeitverkürzung die gesellschaftliche Gesamtarbeitszeit gerechter verteilt werden muss und dass die Mitbestimmungsrechte in den Unternehmen erweitert werden müssen."

So zeigen die Beiträge des Sammelbandes in einer wohl begründeten Weise zwar auf, wie eine Postwachstumsgesellschaft, die sein soll, zumindest in Deutschland, auch sein kann; aber der Weg zu einer solch "tief greifenden Transformation" (228) der Gesellschaft bleibt im Buch vage und unbestimmt."



Ordo. Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, Bd. 62 (2011), S. 601-604 ()

"Die deutschsprachige Diskussion um die Möglichkeit einer "Postwachstumsgesellschaft" oder einer "Postwachstumsökonomie" hat einen - häufig übersehenen - ordnungspolitischen Hintergrund. Walter Eucken (1952, S. 279) betont bereits als konstituierendes Prinzip der Wettbewerbsordnung einen umfassenden Grundsatz der Haftung für alle aus wirtschaftlichem Handeln entstandene Schäden, und er sieht einen wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf nach dem regulierenden Prinzip der (korrekten) Wirtschaftsrechnung (S. 301 f.), wenn die einzelwirtschaftliche Plandurchführung gesamtwirtschaftliche Datenänderungen hervorruft, die nicht in die betriebliche Kostenrechnung eingehen. Waldzerstörung und damit einhergehende Boden- und Klimaverschlechterung in den USA, schädliche Emissionen aus Chemiefabriken und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen sind seine plastischen Beispiele dafür. Im Hintergrund seiner Überlegungen steht die wohlfahrtsökonomische Interpretation des allgemeinen Gleichgewichts, in der Fragen einer verselbständigten und von realen Tauschprozessen weitgehend abgelösten Wachstumsdynamik keine zentrale Rolle spielen, auch deswegen nicht, weil die Giralgeldschöpfung der Banken gemäß dem "Primat der Währungspolitik" allenfalls noch "subsidiären Charakter" tragen soll, ja, nach dem von Eucken (1952, S. 263 f.) zustimmend erwähnten "Chicago-Plan" liberaler Ökonomen von 1933 "überhaupt verhindert" würde. Der Yale-Professor Irving Fisher unterstützte seinerzeit dies Unterfangen publikumswirksam durch seine Forderung nach "Vollgeld" ("100% Money", 1935) - eine Forderung, die in jüngster Zeit angesichts der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise wieder öffentliche Aufmerksamkeit gewonnen hat. Auf diese historischen Wurzeln macht der Bielefelder Historiker Joachim Radkau in seinem Beitrag "Wachstum oder Niedergang: ein Grundgesetz der Geschichte?" zum Sammelband "Postwachstumsgesellschaft" indirekt aufmerksam, wenn er an die seinerzeit gerne belächelten "Maßhalteappelle" Ludwig Erhards erinnert, der immerhin als "Vater der Sozialen Marktwirtschaft" galt. Die Steigerung materiellen Wohlstands und eine darauf ausgerichtete Wirtschaftspolitik, wie er sie ja selbst praktizierte, hielt Erhard (1957/1968, S. 233) tatsächlich nicht für "gleichsam [?] ewige Gesetze". Im Gegenteil: "Wir werden sogar mit Sicherheit dahin gelangen, dass zu Recht die Frage gestellt wird, ob es noch immer richtig und nützlich ist, mehr Güter, mehr materiellen Wohlstand zu erzeugen, oder ob es nicht sinnvoll ist, unter Verzichtleistung auf diesen 'Fortschritt' mehr Freizeit, mehr Besinnung, mehr Muße und mehr Erholung zu gewinnen." Von einer solchen Situation seien wir einstweilen zwar noch weit entfernt, aber wenn der durch die aktuelle Wirtschaftspolitik angestoßene "Entfaltungsprozess" dazu führe, dass "unser Volk neben dem unverzichtbaren Wert auf Sicherung materieller Lebensführung in steigendem Maße eine geistige oder seelische Bereicherung als wertvoll erachtet, dann werden wir in ferneren Tagen auch zu einer Korrektur der Wirtschaftspolitik kommen müssen. Niemand dürfte dann so dogmatisch sein, allein in der fortdauernden Expansion, d.h. im Materiellen, noch das Heil erblicken zu wollen".



Ländlicher Raum, 03/2011, S. 96

"Die vielfältigen Ansätze, Diskussionen, Vorschläge und Erfahrungen für eine Gesellschaft ohne Wachstumszwang bieten umfangreiche Informationen für eine Umgestaltung zur Postwachstumsgesellschaft und geben konkrete Handlungsvorschläge sowie Lösungsansätze."

Swiss Political Science Review (2011) Vol. 17(3): 358?367 ()

"So verwundert es nicht, dass das Buch rege Diskussionen auslöst. Interessanterweise wird in den bisherigen Buchbesprechungen die Problemanalyse kaum in Frage gestellt. Vielmehr beschäftigen sich die Kommentare vor allem mit der Umsetzbarkeit der Vorschläge.

Diese zwei Meinungen zeigen das Spannungsfeld auf, in dem sich die Diskussionen uber die Postwachstumsgesellschaft bewegen ? auch im Buch: es geht u.a. um das Verhältnis zwischen Staat und Wirtschaft und um die Frage, welche Prozesse durch den Staat bzw. durch den Markt geregelt werden sollen. Auf der übergeordneten Ebene orten die Einen primär Marktversagen, die Anderen sehen die Probleme eher beim Politikversagen. So fordert Lorenz Jarass in seinem Buchbeitrag "Faire und effiziente Steuerpolitik" einen steuerpolitischen Rahmen, der internationale Firmen nicht weiter gegenüber nationalen und regionalen Firmen bevorzugt. Innerhalb eines solchen Rahmens soll dann der Markt spielen.

Deutlich stärker interventionistisch argumentieren Norbert Reuter und Inge Roepke, die einen staatlichen Ausbau des Dienstleistungssektors fordern ? einerseits um Beschäftigung zu generieren, anderseits um privaten in öffentlichen Konsum zu überführen.

Möglicherweise ist der ideologische Unterbau dieses Spannungsfeldes ohnehin am verfallen, zu evident sind Notwendigkeiten. So ist es gesellschaftlich kaum mehr umstritten, dass es für eine nachhaltige Entwicklung in verschiedenen Bereichen bessere Regulierungen durch Staaten und internationale Vereinbarungen braucht. Ebenso ist klar, dass ein laufend steigender Anteil des Staatsbudgets an der Wertschöpfung nicht die Lösung für zentrale gesellschaftliche Probleme wie z.B. die Finanzierung des Sozialsystems sein kann, wie auch die Herausgeberinnen argumentieren.



Zeitschrift für Politik, 2/2011, Juni, S. 236-237 ()

"Auf das Konto dieses Buches einer deutschen Umweltaktivistin und einer in der Schweiz tätigen Umweltökonomin geht unter anderem das Verdienst, die langjährige Geschichte von Alternativen zum Wachstumsdenken einmal systematisch aufzurollen. Denn heute weiß kaum noch jemand, dass selbst der "Wirtschaftswunderkanzler" Ludwig Erhard schon 1957 laut darüber nachdachte, "ob es nicht sinnvoll ist, unter Verzichtleistung auf diesen 'Fortschritt' mehr Freizeit, mehr Besinnung, mehr Muße und mehr Erholung zu gewinnen". Das jedoch stellt den Wert eines neuen Buches zur Postwachstumsgesellschaaft nicht infrage. Es gibt kein anderes Werk, das mit der gleichen Systematik zu erfassen versucht, welche Konsequenzen der Verzicht auf Wachdstum haben könnte und wo die Debatte verortet werden kann."...

Rundbrief 11/2 . Juni, Christen für eine gerechte Wirtschaftsordnung, S. 23-24 ()

"Gleichwohl ist es ein verdienstvolles Buch und lesenswert gerade auch für uns, weil es deutlich macht, wie umfassend die notwendigen Veränderungen sind."

Das Argument, 291, 2011, S. 311-312 ()

"Trotz Mängeln v.a. bei Synthese und Widerspruchsanalyse erfüllt das übersichtlich gestaltete und verständlich geschriebene Buch sein zentrales Anliegen, 'Fragen und Themenkreise' aufzuwerfen, zu denen Lösungen gefunden werden müssen, wenn ein westliches Industrieland 'ohne ständiges Wirtschaftswachstum auskommen will' (18). Es stellt in dieser Hinsicht eine Pionierleistung dar und wird die Diskussion über Gesellschaftsstrukturen einer Postwachstumsökonomie beflügeln. Denn die strukturellen Hindernisse, die die anvisierte Stilllegung der angesprochenen Wachstumsmotoren blockieren, werden noch intensiv diskutiert werden müssen."

initiative - Ökumenische Initiative Eine Welt, März 2011, Rundbrief 129, S. 22 ()

"Für die Anfang des Jahres vom Bundestag eingesetzte Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität" ist der Sammelband eine Steilvorlage. Aus mehreren Gründen sei er auch den LeserInnen von initiativ nachdrücklich empfohlen. Erstens greift das Buch die zentrale Thematik der ÖIEW auf: den erforderlichen Wandel zu einer wirklich nachhaltigen Gesellschaft. Die strukturellen Widerstände auf diesem Weg zu überwinden, wird schwer genug sein. Aber: Gesellschaftliche Systeme lassen sich ändern - Naturgesetze nicht! Zum anderen ist die Darstellung sachlich kompetent, aber sprachlich erfreulicherweise allgemein verständlich. Nicht wirtschaftspolitische Theorien, sondern Erfahrungen prägen den Stil des Buches."

Gaia, 1/2011 ()

"Das Spektrum der Politikfelder - von der Renten- über die Gesundheits- und Arbeitsmarktpolitik bis hin zur Verteilungs-, Bildungs- und Umweltpolitik - macht die Herkulesaufgabe der Gestaltung einer wachstumsunabhängigen Gesellschaft deutlich. Dem Buch gelingt es, Postwachstumspolitik als klassische Querschnittsaufgabe für die Politik greifbar zu machen. Wie wenig die etablierte ökonomische Wissenschaft aktuell dazu beitragen kann, zeigt sich daran, dass für den Band kaum Vertreter(innen) dieser Zunft zu gewinnen waren, sondern vielmehr heterodoxe Vordenker(inne)n."

NET-Journal, 16. Jg., Heft 1/2, S. 65-66

"Dieses Büchlein hat es in sich. Es nimmt eine gewisse Wachstumskritik auf, geht darüber hinaus und zeigt die systemischen Gegebenheiten auf, die uns am Wachstumszwang festhalten lassen. Es stellt alternative Entwicklungsmöglichkeiten für eine Gesellschaft vor, die nicht auf Wachstum angewiesen sind und in der es sich trotzdem gut leben lässt."

zwd Frauen.Gesellschaft und Politik,. Seite IV / Nr. 284/2010 - 25. Jahrgang ()

"Nicht wenige werten die BürgerInnen-Proteste in Gorleben, Stuttgart oder anderswo als ein Aufbegehren gegen die Verheißung des Industriezeitalters, es könne immer nur aufwärts gehen. Viele sind sogar überzeugt, Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit seien von wachsendem materiellem Wohlstand unabhängig. Im vorliegenden Buch "Postwachstumsgesellschaft" wird die Einschätzung, dass eine Gesellschaft auf stetiges Wirtschaftswachstum verzichten kann, bekräftigt. Auch die Bedingungen für ein Umsteuern werden untersucht. Die Autorinnen und Autoren sind ausgewiesen durch ihre Expertise in Fragen ökologisch nachhaltigen Wirtschaftens. Ausgehend von Ressourcenknappheit und Umweltschäden entwerfen sie Konzepte, wie durch die Justierung des Finanz- und Steuersystems, die Anpassung der Erwerbsarbeitszeit, ein anderes Bildungsverständnis und dem Abbau sozialer Ungleichheit Wachstumszwänge gemindert werden können. Beide Herausgeberinnen gehören zu einem Netzwerk Frauen und Ökologie und sind bekannt dafür, dass sie sich im männerdominierten Umweltbereich für die Beachtung von Frauenbelangen einsetzen. Deshalb ist es verwunderlich, dass Genderfragen nur am Rande angesprochen werden. Andererseits enthält das Buch viele Ansätze für eine weiterführende Diskussion wie etwa die Frage nach den ökonomischen Voraussetzungen für die gegenwärtige Wirtschaftsweise oder die Forderung nach geschlechtergerecht organisierter, sozial eingebundener Arbeit. Diskussion über neue Wirtschaftform notwendig Es ist zu wünschen, dass das Buch Anstöße gibt für eine dringend erforderliche Auseinandersetzung über eine Wirtschaftsform, die patriarchale Strukturen abbaut, statt von ihnen Gebrauch zu machen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung 3.1.2011 ()

"Die vorgestellten Rezepte sind zum Teil so dirigistisch, dass sie für Marktliberale nur schwer verdaulich sein dürften. Sie zeigen aber, welche Konsequenzen es haben könnte, würde man die ökologischen Bedenken ernst nehmen. Insofern ist das Buch ehrlich und nachdenkenswert, ohne dass man alle Vorschläge teilen oder für realistisch halten muss. ...

Vieles ist altbekannt. So geistert der Gedanke, dass Vollbeschäftigung ohne Wachstum nur möglich ist, wenn die Arbeitszeit reduziert wird, schon seit Beginn des wachstumskritischen Diskurses in den sechziger Jahren herum. Auch die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die staatlichen Sicherungssysteme wurden vielfach beschrieben. In den meisten Beiträgen wird aber sorgsam ausgeführt, welche gesellschaftlichen Spannungsfelder die Postulate an eine "Postwachstumsgesellschaft" eröffnen würde. Und damit kommen sie manchen liberalen Vorstellungen auch durchaus wieder nah."



Oekonews.at

Das von Irmi Seidl und Angelika Zahrnt herausgegebene Buch ist im Jahr 2010 im Metropolis Verlag erschienen (ISBN 978-3-89518-811-4). Auf rund 250 Seiten wird im Rahmen von über 20 Beiträgen zum Thema informiert (Alterssicherungssysteme; Gesundheitswesen; Bildung fürs Leben;... weiter zu Oekonews.at

Pro Zukunft, 2010, Heft 4, S. 4-7 ()

"Im hölzernen Zeitalter", als das Holz der nahezu alleinige Brennstoff und der wichtigste Bau- und Werkstoff war, verstanden sich die "Grenzen des Wachstums" von selbst, so der Umwelthistoriker Joachim Radkau. Die Schönheit der alten Städte sei der "Orientierung auf qualitatives Wachstum" entsprungen, die "Hässlichkeit der neuen Industriestädte dem ungehemmten quantitativen Wachstum". Radkau erinnert daran, dass das Wirtschaftswachstum die Kluft zwischen Arm und Reich - und auch "die Kluft zwischen den Gesetzen der Wirtschaft und denen der Lebensweisheit" vergrößert hat. Spektisch beurteilt der Historiker auch den Optimismus bezüglich einer "zunehmenden Entmaterialisierung der Wirtschaft", da Effizienzgewinne bisher immer durch den Mengeneffekt aufgesogen wurden. Gefordert sei die Politik, die Weichen für Begrenzung zu setzen. Radkau hofft dabei nicht allein auf globale Umweltpolitik, sondern insbesondere auch auf lokale Initiativen, so genannten "Pionierregionen". Denn: "Nicht abstrakte Beschlüsse, sondern anschauliche Modellregionen machen Neues attraktiv und vertrauenerweckend." ...

Der Status quo ist keineswegs der Zenit kultureller Entwicklungsmöglichkeiten! Dass es Aufbruchsbewegungen in vielen "Wohlstandsländern gibt, zeigen die den lesenswerten Band beschließenden Interviews mit Serge Latouche (Bewegung der Décroissance in Frankreich), Tim Jackson (Autor von "Prosperty without Growth, Berater der britischen Regierung), Juliet Schor (US-Soziologin und Autorin von "Plenitude") sowie Rita Trattnigg (Proponentin der Initiative "Wachstum im Wandel" des Österreichischen Umweltministeriums".



Der Kirchentag, 4/2010, S. 25 ()

"Inzwischen ist die Einsicht weit verbreitet, dass in einer endlichen Welt unendliches Wachstum nicht möglich ist, und dass immer mehr Produktion und Konsum nicht glücklicher mschen. Wie kommt es dann, dass Wirtschaft und Politik, die ökonomische Wissenschaft und viele Einzelne wie gebannt auf ein starkes Wirtschaftswachstum warten und nur von ihm erhoffen, es werde die soziale Sicherheit schützen und den Zusammenhalt der Gesellschaft bewahren. Und wie kann ein gesellschaftlicher Wandel gelingen, der von dieser trügerischen Hoffnung Abschied nimmt und Wohlergehen und die Erfüllung der lebenswichtigen Bedürfnisse nicht von einem wachsenden Bruttosozialprodukt abhängig macht? Das sind die beiden Leitfragen dieses hoch interessanten, ja aufregenden Sammelbandes, dessen Beiträge durch die straffe Führung der beiden Herausgeberinnen am gemeinsamen Ziel orientiert und miteinander verbunden werden. ... In den Antworten auf die zweite Frage bleibt der Band, wie es kaum anders sein kann, vorläufiger und weniger spezifiert. Trotzdem lässt er klare Perspektiven auf eine politische und persönliche Neuorientierung erkennen. Insgesamt der Einstieg in ein bequemes, aber dringend notwendiges Umdenken, wie es zum Selbstverständnis des Kirchentages gehört."

Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg

Mit den Top Ten der Zukunftsliteratur hebt das aus Alfred Auer, Hans Holzinger, Walter Spielmann und Stefan Wally bestehende PRO ZUKUNFT-Team "zehn besonders wichtige Neuerscheinungen" des Jahres hervor.

Darunter als Tip 4: Seidl/Zahrnt: Postwachstumsgesellschaft mit folgender Bewertung:

"Zu diesen zählt der von den Wirtschafts- und Umweltexpertinnen Irmi Seidl und Angelika Zahrnt herausgegebene Band "Die Postwachstumsgesellschaft". Es werden darin zentrale Aspekte einer nicht weiter wachsenden Wirtschaft - von Arbeit über Steueraufkommen bis hin zur Sicherung der Pensionen - dargelegt und zugleich internationale Stimmen einer Transformation eingeholt."



VDI Nachrichten, 17.12.2010, Nr. 50/51/52, S. 8

"Dabei wird deutlich: Der Verzicht auf Wachstum ist ein höchst politisches Programm. So dürfte z.B.die Verteilung des gemeinsam Erarbeiteten konfliktreicher werden, ebenso die Neuverteilung von Arbeit, wenn mehr Menschen Zugang zu Erwerbsarbeit bekommen. Die Autoren zeichnen kein fertiges Bild einer Ökonomie ohne Wachstum, aber sie zeigen auf,in welche Richtung sich eine solche Wirtschaft entwickeln sollte. Ein Buch, das eine wichtige Debatte weiterführt."


"Wie eine zukunftsfähige Gesellschaft aussieht, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Das Buch versteht sich als Diskussionsanstoß. Beim Lesen kommt einem wirklich die Frage, ob es nicht längst Zeit wäre für einen großen Diskurs darüber, ob wir das alles so wollen, was wir angeblich wollen. Also ein Plädoyer für ein Innehalten. Dass es um weit mehr geht, als nur um technische und ökonomische Lösungen, machen die AutorInnen schon durch die Auswahl der Kapitel aufmerksam. Dadurch, dass die Themen Alterssicherungssysteme, Gesundheit, Bildung und Finanzmärkte auf gleicher Ebene behandelt werden. Und für jeden der zwölf Gesellschaftsbereiche werden zum Abschluss auf drei Seiten Thesen für eine Postwachstumsgesellschaft serviert. Für den Bereich Ressourceneffizienz heißt es da: "Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit sind nur vereinbar, wenn es gelingt, neben das Klimaziel ein explizites Ressourcenverbrauchsziel zu stellen, und wenn diese ökologischen Ziele die ökonomischen dominieren." Die Debatte ist eröffnet."

Zeitschrift für Sozialökonomie. 47 Jg., 166/167. Folge, November 2010 ()

"Unabhängig davon liefert dieses Buch einen Querschnitt durch die neuen Diskussionen über "wachstumsunabhängige Strukturen". Nach einer kurzen Rekapitulation der wirtschaftlichen Entwicklung in der Zeit seit dem zweiten Weltkrieg will es "eine Postwachstumsgesellschaft noch nicht im Voraus genau beschreiben", sondern zunächst "tiefer liegende Systemzwänge" sichtbar machen und "neue Orientierungen ermöglichen".

Gerade vor diesem Hintergrund verdient es sehr hohe Anerkennung, dass Irmi Seidl und Angelika Zahrnt in der "Geld- und Kreditschöpfung durch die Banken sowie im Zins zentrale Wachstumstreiber" sehen (S. 21). In ihrer abschließenden "Forschungslandschaft für eine Postwachstumsgesellschaft" weisen sie unter anderem auf "Vollgeld, Zinsverzicht, Schwundgeld, Regionalgeld" und auf den "Forschungsbedarf zur Frage (hin), wie ein nationales und internationales Geld- und Finanzsystem aussehen könnte und insbesondere welche Regulierungen nötig sind, damit das Geld- und Finanzsystem nicht das Wirtschaftswachstum antreibt. Die Bedeutung von Zins sowie Geld- und Kreditschöpfung für Wirtschaftswachstum ist dabei ein zentrales Forschungsthema." (S. 236). Dieses dankenswert klare Wort stärkt die Hoffnung, dass dieses wiichtige Forschungsthema fortan ernsthaft bearbeitet wird."



Umwelt aktuell, November 2010, S. 33 ()

"Zu bewerten ist damit die Tauglichkeit der aufgezeigten Alternativen, mit denen die Verfasser und Verfasserinnen die Wirtschaft und Gesellschaft vom Wirtschaftszwang befreien wollen. Wie zum Beispiel lässt sich der Lebensunterhalt einer wachsenden Zahl von Rentnerinnen und Rentnern finanzieren, wenn die Wirtschaft nicht mehr wächst? Der Altersforscher Francois Höpflinger empfiehlt "Modelle eines produktiven Alterns", etwa die Ergänzung der Berufsarbeit durch nicht monetär abzugeltende "Sozialzeiten" oder "Altersteilzeitarbeit". Oder wie soll die Wachstumsdynamik in der Gesundheitsindustrie gebrochen werden? Der Gesundheitsökonom Hans-Peter Studer plädiert für mehr Prävention, Eigenverantwortung und veränderte wirtschaftliche Anreize. Eine Bildung, die sich mehr an der menschlichen Emanzipation denn an der ökonomischen Verwertbarkeit orientiert, soll den monetären Konsum bremsen, empfehlen weitere Mitautorinnen.

Diese und andere Alternativen sind wichtig, richtig - und unverbindlich. Was bei den meisten Vorschlägen fehlt, ist ein politischer und ökonomischer Hebel, der dafür sorgt, dass sie umgesetzt werden. ... Der neue Ansatz, mit dem "Postwachstumsgesellschaft" das wohl zentralste Thema unserer Zivilisation abhandelt, bestätigt damit, was frühere Werke schon zeigten: Die Vermittlung der Einsicht, dass Wachstum keine Zukunft hat, ist einfacher als die Gestaltung einer Zukunft ohne Wachstum."



Welt-Sichten 11-2010, S. 62 ()

"Seidl und Zahrnt fordern einen radikalen Paradigmenwechsel. In ihrem Buch diskutieren sie mit zwölf weiteren Autorinnen und Autoren, wie Gesellschaftsbereiche umstrukturiert werden müssten, damit sich "Pfade" für eine "Postwachstumsgesellschaft" ergeben. Was sich zunächst nach einer radikalen These anhört, schlägt sich in ganz pragmatischen Ansätzen nieder: Der Generationenvertrag etwa, der heute auf einem rein finanziellen Ausgleich beruht, soll durch einen solidarischen Generationenvertrag ergänzt werden. Kürzere und flexiblere Arbeitszeiten sollen mehr Zeit für soziale Dienste wie Altenpflege und Krankenpflege ermöglichen. Diese können unter Umständen auch verpflichtend sein.

Der Konsum solle reduziert werden, um den Verbrauch von natürlichen Ressourcen zu schonen. Alternativ sollten mehr Dienstleistungen in Anspruch genommen werden. Werte wie Familie, Gemeinschaft, Solidarität, Freizeit und Bildung sollen stärker im Mittelpunkt stehen. Auch die Banken sollten sich wieder auf ihre ursprüngliche Aufgabe, die Finanzierung wirtschaftlicher Aktivitäten, konzentrieren.

Die Reformvorschläge und Denkansätze werden überzeugend dargelegt. Sie erscheinen als logische Konsequenzen, um dem Verlust der natürlichen Ressopurcen und dem demographischen Wandel entgegenzuwirken. Viele der Lösungen sind jedoch nicht wirklich von Wachstumsgedanken gelöst. Ihre Basis bleibt ein funktionierender Markt, der von Angebot und Nachfrage bestimmt ist. Das Buch liefert dennoch konstruktive Beiträge zur aktuellen politischen Debatte. Interessant ist vor allem das Kapitel, in dem die Autoren über den Tellerrand blicken und anhand von Interviews den Stand der Diskussionen im westlichen Ausland beleuchten."



BUNDmagazin 3/2010, S. 45

"Das neue Buch nimmt die Wachstumskritik auf und geht über sie hinaus. Es zeigt die systemischen Zwänge, die uns am Wachstumspfad festhalten lassen. Und es skizziert alternative Perspektiven für eine Gesellschaft, die nicht auf Wachstum angewiesen ist und in der es sich dennoch gut leben lässt. Dazu nehmen die AutorInnen des Sammelbandes zentrale Gesellschaftsbereiche und Institutionen unter die Lupe, so die Alterssicherung und das Gesundheitswesen, den Bildungsbereich, das Steuersstem, die Unternehmensverfassung, Finanzmärkte und Bankenwese, aber auch Demokratie, Bürgerschaft und Partizipation. Dieses Buch kommt genau zur rechten Zeit. Es lädt zu einer Diskussion darüber ein, wie wir die Wachstumszwänge überwinden können. Und wie wir neue Perspekticven gewinnen: Perspektiven für eine "Postwachstumsgesellschaft"."


the editors
Prof. Dr.  Angelika Zahrnt
Angelika Zahrnt Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (iöw), Berlin. Ehrenvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Von 1998 bis 2007 Vorsitzende des BUND. Von 2001 bis 2013 Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung der deutschen Bundesregierung. 2006 und 2013 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, 2009 des Deutschen Umweltpreises. [weitere Titel]
Prof. Dr. Irmi Seidl
Irmi Seidl Leiterin der Forschungseinheit Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Eidg. Forschungsanstalt Wald, Schnee und Landschaft, Birmensdorf, Schweiz. Lehre zu Ökologischer Ökonomik an der Universität Zürich und der ETH Zürich. Arbeitsschwerpunkte: Flächen- und Ressourcennutzung, Siedlungsentwicklung, Naturschutz. [weitere Titel]
dem Verlag bekannte Rezensionen
  • "wichtig und zielführend" ...
    NET-Journal, 2013, Heft 5/6, S. 61 mehr...
  • uwf (2012), 19:293-295 mehr...
  • PS, 5.7.2012, S. 85
  • Umweltpsychologie, 15 Jg. , Heft 2, 2011, S. 171-175
  • Weitere Informationen - Artikel, Interviews, Fotos
    Weitere Informationen - Artikel, Interviews, Fotos mehr...
  • "überzeugen insgesamt die zusammengetragenen Visionen für eine Erneuerung der Gesellschaft" ...
    Geographica Helvetica, Jg. 66, 2011, Heft 4, S. 290-1 mehr...
  • Steuernblog
  • Kritisch lesen, http://www.kritisch-lesen.de/2012/02/postwachstumistische-mythen/ mehr...
  • Widerspruch 54 (2011), S. 83-84 mehr...
  • "hat einen - häufig übersehenen - ordnungspolitischen Hintergrund" ...
    Ordo. Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, Bd. 62 (2011), S. 601-604 mehr...
  • Ländlicher Raum, 03/2011, S. 96 mehr...
  • Soziale Technik, 3/2011, S. 22
  • "So verwundert es nicht, dass das Buch rege Diskussionen auslöst." ...
    Swiss Political Science Review (2011) Vol. 17(3): 358?367 mehr...
  • Philtrat 101,Juli 2011, S.13
  • Zeitschrift für Politik, 2/2011, Juni, S. 236-237 mehr...
  • Rundbrief 11/2 . Juni, Christen für eine gerechte Wirtschaftsordnung, S. 23-24 mehr...
  • "Es stellt in dieser Hinsicht eine Pionierleistung dar" ...
    Das Argument, 291, 2011, S. 311-312 mehr...
  • Bankspiegel, 1/2011
  • initiative - Ökumenische Initiative Eine Welt, März 2011, Rundbrief 129, S. 22 mehr...
  • "Wie wenig die etablierte ökonomische Wissenschaft aktuell dazu beitragen " ...
    Gaia, 1/2011 mehr...
  • "Dieses Büchlein hat es in sich" ...
    NET-Journal, 16. Jg., Heft 1/2, S. 65-66 mehr...
  • Pusch Thema Umwelt 4/2010
  • pv-portal.de, HR 2.2; NR 2.22, 2.26, 2.34, 2.4, 2.61, 2.64, 2.2.2011
  • zwd Frauen.Gesellschaft und Politik,. Seite IV / Nr. 284/2010 – 25. Jahrgang mehr...
  • Oeko SKOP - Fachzeitschrift der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz 4/10, S. 10-11
  • "Insofern ist das Buch ehrlich und nachdenkenswert" ...
    Frankfurter Allgemeine Zeitung 3.1.2011 mehr...
  • Oekonews.at mehr...
  • "Top Ten der Zukunftsliteratur" ...
    Pro Zukunft, 2010, Heft 4, S. 4-7 mehr...
  • "hoch interessanten, ja aufregenden Sammelbandes" ...
    Der Kirchentag, 4/2010, S. 25 mehr...
  • Unter den Top Ten der Zukunftsliteratur
    Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg mehr...
  • "Ein Buch, das eine wichtige Debatte weiterführt."...
    VDI Nachrichten, 17.12.2010, Nr. 50/51/52, S. 8 mehr...
  • "Die Debatte ist eröffnet" ...
    Wirks - Wirtschaftsmagazin für Zukunftskompetenz, 22.12.2010 mehr...
  • Davoser Zeitung, 12.11.2010, S. 11
  • "Dieses dankenswert klare Wort stärkt die Hoffnung" ...
    Zeitschrift für Sozialökonomie. 47 Jg., 166/167. Folge, November 2010 mehr...
  • "Zu bewerten ist damit die Tauglichkeit der aufgezeigten Alternativen" ...
    Umwelt aktuell, November 2010, S. 33 mehr...
  • "Viele der Lösungen sind jedoch nicht wirklich von Wachstumsgedanken gelöst." ...
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